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Foliant 8 - Befreiung ist der Foliant zum achten Spalt in Dead by Daylight welcher am 28. Juli 2021 veröffentlicht wurde.

Überblick[ | ]

Die Charaktere dieses Folianten sind Jake Park und Kenneth „Jeffrey Hawk“ Chase aka Der Clown.

Tagebucheinträge und Erinnerungen[ | ]

Jake Park: Verbannung aus dem Königreich[ | ]

ERINNERUNG 881[ | ]

IconHelp archivesLog Beim Gedanken daran, Rippchen zu essen – rauchig gegrillte, saftige Rippchen – kaut Jake auf seiner Unterlippe. Er schüttelt den Kopf und konzentriert sich wieder auf den Augenblick ... auf das Wildschwein, das er schon den ganzen Vor- und Nachmittag im Wald verfolgt. Aber er kann die Gedanken nicht aus seinem Kopf verbannen. Es war noch nie so schwierig, konzentriert zu bleiben. Wenn er nicht gerade ans Essen denkt, denkt er an die Vergangenheit, an Zuhause, an den Streit. Es fühlt sich an, als wäre es schon so lange her. Der Streit begann am Freitag und am Montagmorgen war er schon allein, wegen Ungehorsam aus dem einzigen Leben verbannt, das er kannte. Aber es war kein Ungehorsam. Nicht für Jake. Für Jake war es ein Bedürfnis. Nein. Es war mehr als ein Bedürfnis. Es war ein Verlangen ... ein tiefes Verlangen zu erfahren, woher er kam und warum sein Vater nie über ihn sprach.

Aber du hättest ihn nicht so drängen müssen, oder?

Doch. Ich musste. Ich musste, weil ich das Recht hatte, zu erfahren, wer er war. Verstehst du das nicht? Da ist eine Leere in mir, die kein Geld und keine Sache füllen kann. Und doch ... er hat mir nie etwas über ihn erzählt ... er hat sich nur mit dem Geschäft und all den Bedeutungslosigkeiten eines oberflächlichen Lebens abgelenkt und ...

Damit, dich aufzuziehen, Jake! Seine Jungs aufzuziehen!

Jake blickt über niedergetretenes Gras und hört die Stimme seiner Mutter in seinem Kopf widerhallen. Jake ... bitte ... du erwartest etwas Geradliniges, und so etwas gibt es einfach nicht. Dein Vater ist nicht perfekt und er hat alles nur getan, um dir ein besseres Leben zu bescheren, als er hatte. Er hat seine Gründe.

Und ich habe meine!

Jake schließt die Augen. Er erinnert sich daran, wie er sein Zuhause ohne ein Lebwohl verlassen hat. Er erinnert sich daran, wie er mit dem Rucksack durch Korea gereist ist, Leute kennengelernt hat, die seinen Großvater gekannt hatten und ihm Geschichten darüber erzählen konnten, wie er gelebt hatte. Und keine der Geschichten, die er gehört hatte, rechtfertigten es, die Vergangenheit so zu begraben, wie es sein Vater getan hatte. Er hatte erwartet, dass sein Großvater ein gewalttätiger Versager gewesen war und doch ... hatte er einen Helden gefunden ... sogar eine Legende. Er hatte so viele Familien gerettet und wiedervereint und so viele waren dankbar und standen in seiner Schuld und trotzdem ... hatte er ihn nie erwähnt.

Vielleicht wollte er keine Legende, Jake. Vielleicht wollte er etwas anderes. Aber warum ist das wichtig? Warum ist das genau jetzt wichtig?

Die Stimme der Vorsicht holt Jake zurück in den Augenblick. Die Stimme seines Großvaters oder zumindest, wie er sie sich vorstellte. Jake ... Hör auf, an alles zu denken, nur nicht an das, was gerade wichtig ist. Du musst essen, bevor du noch Dinge siehst, die nicht da sind. Du bist schon den ganzen Tag mit diesem provisorischen Speer unterwegs, und wenn du das Schwein nicht schnappst, ergeht es dir wie mir.

Jake nickt mit einer kurzen, respektvollen Verbeugung, als er das frisch niedergetretene Gras inspiziert.

ERINNERUNG 882[ | ]

IconHelp archivesLog Jake jagt dem Wildschwein nach, das durch das hohe Gras eilt und plötzlich in der Nähe des Bachs verschwindet. Keuchend wird er langsamer und sieht sich links und rechts um. Es versteckt sich. So wie der Brief, den sein Vater auf dem Dachboden versteckt hatte. Verlier nicht die Konzentration, Jake ... nicht jetzt ... nicht schon wieder ...

Ich verstehe nicht, warum er einen so schönen Brief in einem Schuhkarton versteckt hält.

Ah, ja ... der Brief. Der Brief, mit dem deine Reise begonnen hat. Der Brief, der dich dazu inspiriert hat, die Sprache deines Vaters richtig zu lernen. Du wolltest ihn selbst übersetzen und das hast du gemacht. Aber jetzt, Jake, musst du aufhören, an den Brief zu denken, an deinen Vater, an die Vergangenheit ... Du musst dich auf die Jagd konzentrieren, sonst ist nichts davon noch wichtig. Finde was zu essen oder du wirst gegessen.

Jake zuckt zusammen. Sein Großvater würde so etwas nie sagen. Sein Vater hingegen schon. Die Stimmen in seinem Kopf vermischen sich wie ein schrecklicher Eintopf gärender Reste. Er weiß nicht mehr, wann er die Stimmen zuerst gehört hat, aber irgendwann allein in den Bergen fiel ihm auf, dass er mit sich selbst redete und dass ihm das half, mit der Einsamkeit zurechtzukommen.

Alle hören Stimmen in ihrem Kopf, Jake, nur sind die meisten zu abgelenkt, um zuzuhören oder sie auch nur wahrzunehmen. Und wenn sie sie wahrnehmen, behalten sie das für sich, aus Angst vor Spott.

Die meisten von Jakes Stimmen sind Familienmitglieder und alte Freunde, die freundlich mit ihm plaudern, aber in letzter Zeit hinterfragen die Stimmen alles, was er tut.

Und seit zwei Tagen gibt es da eine neue Stimme. Eine höhnische Stimme, die jeden seiner Fehler aufzeigte und kritisierte, wie seine gefürchtete Englischlehrerin an der Highschool, die ihn Müll lesen ließ, den er nicht verstand, oder ihm Spitznamen gab wie Kuddelmuddelkopf, weil er Wörter verwechselte, rückwärts las und Dinge in Geschichten sah, die laut ihr nicht da waren. Sie waren aber da. Ihr fehlten nur die Vorstellungskraft und die Perspektive.

Es war ihre Stimme – Zähne, die Wolle zermahlten – die seine Gedanken zersetzte, um seine Würde und sein Selbstvertrauen als denkendes menschliches Wesen zu untergraben.

Jake war überzeugt, dass seine Lehrerin nur dafür lebte, jene mit anderen Ideen und Perspektiven von einer Schriftstellerkarriere abzuhalten. Sein Vater interessierte sich nicht für sein Problem mit seiner Englischlehrerin oder mit Lehrern im Allgemeinen.

Es war egal.

Geschichten waren egal.

Sag der Lehrerin einfach, was sie hören will. Sieh sie als deinen Boss, und deine Noten als Gehalt. Spiegle ihre Ideen und Meinungen, dann wirst du mit viel Geld belohnt ... vielleicht sogar mit einer Prämie oder einer Beförderung.

Dieser Rat war einfach zu befolgen.

Und doch konnte der Rat seines Vaters sein beinahe tägliches Gefühl der Andersartigkeit in Bezug auf die Geschichten und den Stundenplan nicht mindern. Er fühlte sich wie ein Außenseiter, weil es ihm an Interesse für Literatur und Geschichtsbücher mangelte, die er lesen und sich als unbestreitbare Wahrheiten merken sollte. Es schien, als fehlte ein Riesenbrocken Perspektive in der ganzen Erzählung, die wie Beton in ihn gegossen wurde und ihm das Gefühl gab, als würde er nicht dazugehören.

Aber was tut das jetzt zur Sache?

Nichts.

Lass die Vergangenheit Vergangenheit sein und konzentriere dich auf das, was getan werden muss.

Ich versuche es ja.

Hör zu, großer Bruder ... die Sonne geht unter, du redest mit dir selbst und deine Zellen werden sich bald gegenseitig auffressen. Konzentriere dich.

ERINNERUNG 883[ | ]

IconHelp archivesLog Jake sitzt auf einem Stein und beobachtet einen Falken, der vor der goldenen Dämmerung seine Kreise zieht. Er seufzt und fühlt, wie sich sein Magen zusammenzieht. Er braucht etwas ... irgendetwas ... und er bereut, dass er die kostenlosen Müsliriegel im Jagdladen nicht angenommen hat. Er versteht immer noch nicht, was er damit beweisen wollte und wem er es beweisen wollte. Ich nehme an, ich will sehen, ob ich wie er sein kann.

Bei früheren Trips hast du Studentenfutter und andere Snacks mitgenommen. Was ist dieses Mal anders?

Jake atmet tief und ängstlich ein. Ich weiß nicht ...

Der Falke segelt über den sich verdunkelnden Himmel, schießt dann herab und verschwindet schnell in der Nähe des Stroms. Jake sieht ihm einen langen Augenblick lang nach und trifft dann seine Entscheidung. Er schnappt sich seinen Speer, kommt taumelnd auf die Beine und schleicht sich dann zum schimmernden Wasser.

Bei einem umgestürzten Baum sieht er, wie der Falke nach Federn und Knochen pickt. Er wagt sich näher heran, hebt seinen Speer und schleudert ihn. Der Speer trifft den Boden, der Falke schnellt in den Himmel und lässt die Reste hinter sich. Reste ... Reste reichen. Fürs Erste.

Jake kniet sich neben einen klebrigen Klumpen aus Fleisch und Federn. Der stechende Geruch des roten Herzens steigt ihm in die Nase. Er berührt die klebrigen Innereien, die zerrupfte Haut und die Knochen ... Knochen so weiß wie das Grinsen des Wildschweins.

Jake seufzt frustriert und schüttelt den Kopf. Er weiß nicht, ob Wildschweine irgendwelche Gefühle zeigen. Aber wenn ... dann grinst dieses Wildschwein eindeutig. Nein ... Es grinst nicht ... Es lacht.

Was für ein Vogel ist das überhaupt?

Völlig egal. Jake kramt Streichhölzer hervor und kocht die Innereien, es wird eine Art Vogeleintopf.

Streichhölzer hast du dabei, aber keine Müsliriegel?

Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.

Du bist nicht er, Jake.

Ich weiß.

Er ist da draußen gestorben.

Er ist verschwunden.

Ein und dasselbe.

Nicht für mich.

ERINNERUNG 884[ | ]

IconHelp archivesLog Jake versucht, den widerlichen Geschmack des aufgestoßenen Vogels aus seinem Mund zu spucken, als er das Wildschwein verfolgt. Sein Magen hatte sich gegen das Meiste, das er hineinstopfen wollte, gewehrt, aber er ist dankbar, dass er seinen hungernden Zellen ein wenig Nahrung bieten konnte. Er kann sich nicht vorstellen, wie es sein muss, andere mitten im Nirgendwo zu führen und sich um sie zu kümmern. Wie hat er es gemacht? Wie hat er sie versorgt? Wie konnte er sie aus dem Wald führen, während Soldaten sie verfolgten?

Jake hält plötzlich inne, um sich ein paar abgebrochene Zweige anzusehen. Er konzentriert sich wieder auf die Jagd und versucht, festzustellen, welche Richtung das Wildschwein genommen hat. Dann hört er es.

Schnauben.

Kaum zu vernehmen, aber er hört es. Er wendet sich einem Büschel wackelndem hohen Gras zu und kneift die Augen zusammen. Das Schnauben wird immer lauter. Es lacht mich aus! Dieses Mistvieh lacht mich aus!

Du bist nicht würdig, Junge!

Zur Hölle!

Jake stößt seinen Speer ins wogende Gras. Ein hohes Quieken folgt und das Schwein rast davon!

Jake jagt ihm hinterher und verfolgt eine rote Spur zum Eingang einer kleinen Höhle. Er lacht in sich hinein und weiß, dass es heute Abend ein Festmahl geben wird. Es ist erledigt!

Bist du dir da sicher?

Ich habe die Höhle schon mal durchsucht ... es gibt keinen anderen Ausgang. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Geduld.

Und der Konzentration … Jake … Konzentration …

ERINNERUNG 885[ | ]

IconHelp archivesLog Jake glaubt, etwa eine Stunde lang gewartet zu haben, und er hat keine Bewegung und keinen Fluchtversuch bemerkt. Dies ist ein würdiger Gegner. Das Schwein glaubt, es kann länger warten als ich.

Es ist ein guter Plan ... Vielleicht kommt es sogar davon. Ich setze auf das Wildschwein.

Du wirst verlieren, Bro.

Jake wägt seine Möglichkeiten ab, nimmt dann eine kleine Schaufel aus seinem Rucksack und beginnt, eine Grube zu graben. Er fühlt den Blick kobaltblauer Augen und grinst in sich hinein. Es wird ein wenig dauern ... aber diese Falle wird das Blatt zu meinen Gunsten wenden.

Die Leute, denen sein Großvater geholfen hat, erzählten, dass er einen Tunnel unter einer kleinen Lichtung gegraben hätte, um nicht entdeckt zu werden ... Er grub einen Tunnel ... Da ist eine kleine Grube nichts dagegen.

Was ich nicht verstehe, ist ... du hast eine Schaufel mitgenommen ... und auch Streichhölzer, aber keine Müsliriegel ... Was hast du dir nur dabei gedacht?

Wahrscheinlich nichts.

Du bist ein wandelnder Widerspruch, Jake.

Vermutlich.

Die blöde Scheiße, die wir machen, wenn wir uns verirrt haben und allein sind.

Ich bin nicht ratlos oder allein ... Ich bin genau da, wo ich sein will.

Aber sicher doch. Du hast der Zivilisation den Rücken zugekehrt, weil die Menschheit den falschen Weg eingeschlagen hat, nicht du. Glaub doch, was du willst ... aber letztendlich ... ist er dein Vater.

Er hat nicht mal versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen!

Du hast es doch auch nicht versucht.

Er hat mich rausgeworfen!

Du hast in einer alten Wunde herumgestochert. Du hast einen Nerv getroffen und er hat darauf reagiert.

Sein Vater war ein Held!

Vielleicht wollte er keinen Helden, Jake. Vielleicht wollte er einfach nur einen Vater ... Einen lebenden, atmenden Vater, mit dem man was unternehmen kann ... so wie du einen hattest.

ERINNERUNG 886[ | ]

IconHelp archivesLog Jake steht neben seinem Vater und seinem Bruder neben dem brutzelnden Grill und dem türkisfarbenen Pool. Er riecht den dicken, fetten, weißen Speck, der in die brennenden schwarzen Kohlen tropft. Er greift an seinem Vater vorbei, reißt ein Stück ab und verschlingt es. Sein Vater lächelt und scherzt, er wirke, als hätte er noch nie Essen gesehen.

Jakes Augen werden größer, als dicke Fetttropfen von seinem Kinn triefen. Plötzlich drängt er sich an seinem Vater und Bruder vorbei, stürmt den Grill und stopft sich mit schmierigem, lebensspendendem Fett und Eiweiß voll. Sein Vater versucht, ihn zurückzuhalten, aber Jake lässt sich nicht abhalten und plötzlich verwandelt sich das Fleisch in ein lebendes Wildschwein. Das Wildschwein sieht Jake an und zwinkert.

Jake taumelt zurück und stürzt in den Pool.

Der Pool wirbelt und verwandelt sich in eine Falle, während mehrere Pfähle seine Brust durchbohren. Jake schreit vor Schmerzen, wacht abrupt auf und findet sich in einer kleinen Grube neben dicken, spitzen Ästen wieder, die nach außen gerichtet sind.

Jake wischt sich den Schweiß von den Brauen und hievt sich langsam auf die Beine. Er klettert aus der Falle und starrt für lange Zeit in die Dunkelheit der Höhle. Dann hört er die beruhigende Stimme seiner Mutter.

Jake ... bitte ... schreib den Brief zu Ende und schicke ihn ihm.

Warum? Was hat das für einen Sinn? Er wird doch nur in einem Schuhkarton auf dem Dachboden enden, genau wie der Brief seines Vaters.

Da irrst du dich. Er wird wie das Bild in seiner Geldbörse sein.

Das ist doch nur ein blödes Bild!

Nicht für ihn.

ERINNERUNG 887[ | ]

IconHelp archivesLog Ich hab das Warten satt!

Jake schnappt sich ein paar Äste, zündet sie an und wirft sie in den dunklen, klaffenden Schlund der Höhle. Er sieht zu, wie sich die Dunkelheit mit peitschenden Flammen und wirbelndem Rauch füllt, und wartet auf das Unvermeidliche. Während er in den dichter werdenden Rauch starrt, erinnert er sich an eine Geschichte, und seine Gedanken schweifen zu seinem Großvater ab.

Er hat so viele auseinandergerissene Familien wieder zusammengebracht. Er hat so viele Leute vor dem Erfrieren, der Erschöpfung und dem Hungertod bewahrt. Er hat sie alle gerettet und doch ... sich selbst konnte er nicht retten.

Es hieß, da war auch eine Art Rauch ... ein dichter, schwarzer Rauch, der sie plötzlich umgab. Gerade war er noch da. Im nächsten Moment ... war er verschwunden. Die Überlebenden, mit denen Jake in Seoul gesprochen hatte, vermuteten, dass er gefangen genommen und hingerichtet worden war, aber mit Sicherheit wussten sie es nicht.

Ein durchdringendes Quieken gefolgt von einem fleischig dumpfen Geräusch holt Jake zurück in die Gegenwart. Er hatte den Fluchtversuch des Wildschweins nicht einmal bemerkt. Er beugt sich über die Grube und starrt auf das durchbohrte Wildschwein, das zittert und sich windet, während das Leben aus seinen Wunden fließt.

Jake seufzt und empfindet gleichzeitig Erleichterung und Reue. Tut mir leid, Bruder ... Einen von uns musste es treffen.

ERINNERUNG 888[ | ]

IconHelp archivesLog Jake schluckt ein Stück verkohlten Fleischs und blickt über das flackernde Feuer zum ausgeweideten Schwein. Jetzt muss er das Fleisch nur noch salzen. Es hat den ganzen Tag gedauert, um es zu erwischen, aber es hat sich gelohnt. Das Schwein ist fett genug, um ihn Monate lang zu ernähren. Das blutige, zerlegte Wildschwein wendet sich plötzlich zu Jake. Aber du hast mich ja nicht wirklich erwischt, oder? Jake blinzelt. Er blinzelt noch mal. Die Wahrheit ist: ich habe mich fangen lassen, weil ich dachte, dass du mich jetzt lange genug gejagt hast. Jake schüttelt ungläubig den Kopf und weiß, dass ihm sein Verstand immer noch Streiche spielt, auch wenn er inzwischen etwas gegessen hat. Das Wildschwein seufzt betrübt. Du und ich, Jake, wir sind im selben Teufelskreis gefangen, also fühl dich nicht so schlecht, okay? Heute bin ich es. Morgen bist es du.

Jake kneift sich selbst, aber das Wildschwein spricht weiter. Wenn du etwas lange genug jagst, wird es sich ergeben. Es wird anhalten und sich fangen lassen, solange du die Sache durchziehst. So wie die Geschichte, die du im alten Land verfolgt hast. Jake verengt seinen Blick auf das grinsende Wildschwein. Jetzt bist du hier auf dem Blutberg und versuchst, dein Großvater zu sein, während du deinen Vater vergessen möchtest, und dabei erkennst du nicht, dass du beide und keiner von ihnen gleichzeitig bist.

Jake versucht, die Halluzination aus seinem Kopf zu schütteln. Keine Sorge, Jake. Ich rede nicht wirklich ... du bist müde und leidest an Wassermangel ... und bist komplett vom Weg abgekommen. Ich versuche nur, dir eine Perspektive zu geben. Oder vielmehr: du versuchst, dir selbst eine Perspektive zu geben.

Jake seufzt tief. Ich habe keine Ahnung, wer ich bin oder was ich machen will, und ich spreche mit einem toten Wildschwein mitten im Nirgendwo. Das Wildschwein nickt. Ja, so ist es. Es ist interessant: dein Großvater war arm und hatte nicht viele Möglichkeiten, du hingegen bist nicht so arm und hast zu viele Möglichkeiten ... Ich bin mir nicht sicher, was schlimmer ist ... Die Tyrannei des Mangels oder die des Überflusses ... Wie auch immer ... Ein abgelenktes Leben ist ein vergeudetes Leben ...

Es ist gut, dass du hierhergekommen bist, um nachzudenken. Und weißt du, was noch gut ist? Wenn du loslässt ... wenn du einfach loslässt ...

Ich habe losgelassen und fühle mich trotzdem so ratlos wie eh und je.

Das Wildschwein schnaubt. Du hast nicht losgelassen, Jake. Du spielst immer noch ständig die alten Drehbücher ab, wie eine kaputte Schallplatte. Aber mal sehen ... du verfolgst gerne Geschichten ... vor allem die verborgenen. Du redest ständig mit dir selbst ... und du bist gern allein. Vielleicht bist du ein Schriftsteller, Jake. Oder vielleicht ein Historiker.

Jake lacht laut. Willst du mich verarschen? Ich hasse Geschichte und hatte in der Highschool nur miese Noten in Englisch. Ich fand die Regeln dumm und die Lehrer langweilig.

So wie jeder andere Schriftsteller, der es je zu etwas gebracht hat. Durch Sprachunterricht wird man nicht zum Schriftsteller, Jake ... Sondern durch Kampf- und Tanzunterricht.

Ich weiß nicht mal, was das heißen soll!

Das bedeutet, du brauchst Mumm und Stil, keine Noten und Diplome. Das bedeutet, du brauchst Mut und nicht die Bestätigung eines Feiglings, der nicht weiß, wie es ist, jemanden auf dem Tanzparkett zu führen oder in den Ring zu steigen. Das bedeutet, dein Land braucht noch viele weitere Geschichten wie deine. Sieh es ein, Jake; wenn deine Geschichte nicht die Haupterzählung ist ... wenn du nur eine Fußnote in einem Geschichtsbuch bist ... dann kannst du auch genauso gut gar nicht existieren.

Du bist nicht dein Großvater, Jake. Aber du bist auch nicht dein Vater. Und jede Generation hat ihre eigenen Herausforderungen. Unterdrückung. Krieg. Trennung. Vielleicht ist die Herausforderung deiner Generation ... die Darstellung. Man muss seine Geschichten erzählen, ob als Schriftsteller, Historiker, Filmemacher oder Produzent. Ich denke, viele Kinder wie du im neuen Land müssen deine Geschichte hören oder Geschichten wie deine, damit sie wissen, dass sie nicht alleine sind. Damit sie wissen, dass sie dazugehören und keine Außenseiter in ihrem eigenen Zuhause sind.

Ein mehrstimmiges Heulen holt Jake zurück in die Gegenwart. Wölfe! Und sie wollen sich holen, was mir gehört! Sie heulen erneut, und durch den Lärm hört er die Stimme seines Vaters. In jeder Transaktion, Jake, gibt es Wölfe.

Nicht in dieser.

Besonders in dieser.

Jake ignoriert die Stimme in seinem Kopf und versucht, sich zu konzentrieren, während er seinen nächsten Zug sorgfältig plant.

ERINNERUNG 889[ | ]

IconHelp archivesLog Jake sitzt hoch auf einem Baum und das Wildschwein hängt an einem Seil. Er hält es fest umklammert und hofft, dass der Ast, den er als Stütze nutzt, nicht nachgibt. Ein weiteres Heulen erfüllt die Nacht und die zirpenden Insekten verstummen. Die Wölfe kommen und wollen, was rechtmäßig ihm gehört. Er ist froh, dass er gegessen hat, und fühlt, wie neues Leben in seinen Adern pulsiert. Er merkt, dass sich seine Konzentration verbessert, aber er hört immer noch seine Mutter.

Du hättest den Brief fertigschreiben sollen, als du noch die Chance dazu hattest.

Ich werde ihn wann anders beenden.

Falls es ein „wann anders“ für dich gibt, Jake.

Das wird es.

Und was, wenn du hier stirbst? Was, wenn du verschwindest? Dein Vater wird alles verkaufen, nur um dich zu finden.

Ja, genau. Er kümmert sich doch nur um sein Verpackungsimperium.

Du kennst deinen Vater wirklich nicht, wenn du das denkst ... und weißt auch nicht, warum er das Bild überallhin mitnimmt.

Jake lacht verächtlich. Das Bild hat nichts zu bedeuten! Nicht mal der Wahrsager wusste, was es bedeutete.

Aber ihm bedeutet es was, Jake. Ihm bedeutet es alles. Du zeigst mit dem Finger auf deinen Vater und beschuldigst ihn, dich nicht zu verstehen ... aber hast du je versucht, ihn zu verstehen?

Einige Wölfe nähern sich dem Baum und blicken mit Augen, in denen sich der Vollmond spiegelt, zu Jake hinauf. Jake versucht, die Stimme zum Schweigen zu bringen und seine Aufmerksamkeit auf die Gefahr vor ihm zu lenken. Aber die Stimme – die Stimme der Familie – lässt sich nicht zum Schweigen bringen.

Ich will dir etwas über deinen Vater erzählen, Jake ... Wenn er sein ganzes Geld für eine Chance, seinen Vater kennenzulernen, geben könnte, würde er das tun. Und ... wenn du verschwindest, weil du zu stur bist, um loszulassen ... würde er alles stehen und liegen lassen, um dich zu finden. Das würden wir alle tun.

Lass los, Jake, dann werden die Wölfe verschwinden.

ERINNERUNG 890[ | ]

IconHelp archivesLog Die Wölfe knurren, springen und reißen Fleisch vom baumelnden Kadaver. Jake hält das Seil mit einer Hand fest und nutzt die andere, um die Wölfe mit einem Ast abzuwehren. Er ist erschöpft und weiß nicht, was er tun soll. Er fühlt sich wie eine vom Regen erschlagene Zecke ... kaputt ... verprügelt ... besiegt ... Nicht von der Jagd oder den Wölfen, sondern von den Gedanken und Gefühlen, die wie aufgeregte Bienen in seinem Kopf herumfliegen.

Die Wölfe umkreisen den Baum mit Lauten, die in der Nacht wie Gelächter klingen. Wie in aller Welt bin ich hierhergeraten? Ich sitze auf einem Baum mitten im Nirgendwo und kämpfe gegen Wölfe! Und wie zur Hölle soll ich hier runterkommen? Die Stimme seines Bruders dringt durch den Lärm unter ihm.

Die blöde Scheiße, die wir machen, wenn wir uns verirrt haben und allein sind, was, Bro?

Jake schluckt einen größer werdenden Kloß in seinem Hals herunter und gesteht sich zum ersten Mal seit Jahren die Wahrheit ein. Du hast mich immer durchschaut, kleiner Bruder. Gott, wie ich dich vermisse. Aber du hast recht ... Ich habe mich verirrt und ich bin alleine ... und ich habe keine Ahnung, wer ich bin oder was ich aus meinem Leben machen will ... und dieser Wahrsager hatte recht ... Ich wusste nicht, wofür ich mich entscheiden sollte ... also habe ich mich für nichts entschieden.

Die Stimme seiner Mutter kehrt zurück. Nein, Jake. Er hatte unrecht. Du hast dich für etwas entschieden.

Jake atmet tief und zitternd ein, schließt die Augen und erinnert sich an seinen ersten Geburtstag, so wie seine Mutter ihn ihm so oft beschrieben hat.

Er hat seinen ersten rot-blauen Hanbok an und sitzt auf einer weißen Decke. Alle möglichen Gegenstände liegen um ihn herum verstreut. Stifte. Reis. Farbe. Tinte. Pinsel. Geld. Seine Tanten, Onkel und Cousins locken ihn mit übertriebener Babysprache, etwas zu nehmen.

Der Wahrsager bittet alle, still zu sein, und erklärt, dass der Gegenstand, den Jake zuerst wählt, die treibende Motivation in seinem Leben sein wird. Das Geburtstagskind zieht sich zu den Gegenständen ... vorbei am Stift ... vorbei an Reis und Kuchen ... vorbei an Tinte und Pinseln ... nichts scheint den Jungen zu interessieren. Aber dann ...

sieht er etwas. Seine Augen öffnen sich vor Aufregung und er krabbelt los.

Zum Geld!

Rufe! Schreie! Mehr Babysprache, die ihn ermutigt, das Geld zu nehmen! Aber ...

Jake nimmt das Geld nicht. Er sieht es nicht mal an. Alle sind überrascht, als er voller Konzentration am Geld vorbeizieht und erst anhält, als er einen im Gebet versunkenen, knienden Mann erreicht. Der einjährige Jake blickt zu seinem Vater hoch, lächelt und greift nach seinem Finger. Sein Vater lächelt zurück und seine Mutter knipst ein Bild.

Das Bild.

Jake öffnet die Augen und jetzt hört er die Stimme seiner Mutter über das Schnappen und Knurren der Wölfe. Der Wahrsager wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Er meinte, wir hätten die Gegenstände nicht richtig angeordnet. Er meinte, du hättest dich für nichts entschieden. Aber ich glaube, wir beide wissen, dass das nicht stimmt.

Ich verstehe das nicht ...

Es ist Jahre her, Jake. Schreib den Brief zu Ende. Erzähle ihm von seinem Vater. Und komm zurück nach Hause.

Ich wüsste nicht, was ich schreiben soll ... was ich sagen soll ...

Du wirst es schon noch herausfinden. Denk nur daran, dass er deine Taten respektiert, denn er weiß ...

Du hast die Familie gewählt.

Das hast du immer getan und das wirst du immer tun. Deswegen weiß ich auch, dass du tun wirst, was getan werden muss. Komm zurück ... Hilf ihm, seine Geschichte abzuschließen.

Die eingebildeten Worte treffen Jake mitten ins Herz. Seine Augen weiten sich ob der plötzlichen Erkenntnis, und zum ersten Mal in seinem Leben fragt er sich ... er fragt sich, wie es gewesen wäre, ohne einen Vater aufzuwachsen. All das zu verpassen, was sein Vater ihm gegeben hat. All das zu verpassen, was er für selbstverständlich hielt ...

Wandern. Angeln. Jagen. Campen. Unterhaltsame und spannende Baduk-Runden in mondbeschienenen Zelten. Es war nicht alles oberflächlicher Unsinn. Es gab auch Gutes. Viel Gutes.

Er war so widersprüchlich.

Sind wir das nicht alle.

Wahrscheinlich sind wir das.

Jake lässt das Seil los und starrt auf die rasenden Wölfe unter ihm. Zum ersten Mal in seinem Leben weiß er genau, was er zu tun hat.

Jeffrey Hawk: Chaosfinger[ | ]

ERINNERUNG 3559[ | ]

IconHelp archivesLog Zeit, es zu Ende zu bringen. Den Bastard zu töten. Jetzt gleich. Jeffrey Hawk setzt sich in Bewegung, tritt um die Ecke seines Wohnwagens. Er kneift die Augen zusammen, erkennt Fußabdrücke in der weichen Erde. Bingo. Er kauert sich hin, sein Bauch hängt bis auf den Boden herab. Eine Menge jubelt im Zirkuszelt, das etwa 270 Meter entfernt steht. Er nutzt die Geräusche, um seine Bewegungen zu verbergen. Dann sieht er ihn: den Schatten seines auserwählten Opfers. Konzentriere dich. Beginne die Blutbad-Vorstellung. Er verlagert sein Gewicht nach hinten und springt.



Ich werde dich zerreißen, du Hurensohn! Er schnappt sich den Waschbären und reißt das Tier von seinem Mülleimer. Sie verlieren das Gleichgewicht. Müll bedeckt den Boden. Ein stechender Schmerz und ein dumpfes Unbehagen erfüllen ihn, als er durch Glasscherben, Zigarettenstummel und Essensreste rollt. Du hast meinen Müll zum letzten Mal durchwühlt! Der Waschbär windet sich, schnappt wild um sich, bis er ein großes Stück Fleisch erwischt. Ah, verdammt! Jeffrey verliert den Halt und fasst sich gerade rechtzeitig, um einen buschigen Schwanz zu erhaschen. Er ist in der Defensive. Wirbelt das Tier herum wie ein Lasso. Er kann ihn nicht mehr halten. Der Waschbär fliegt durch die Luft und erreicht unglaubliche Höhen. Die kreischende, um sich schlagende Silhouette des Waldbewohners segelt vor dem Vollmond durch die Luft. Majestätisch. Er fliegt nach unten und ... landet sicher in einem Baum. Zur Hölle! Mit einem wütenden Zischen eilt der Waschbär ins Laub und verschwindet. Hau ab, du Läusemopp! Wenn du meinen Müll noch einmal anfasst, mache ich ein Ballontier aus deinen Eingeweiden! Er wischt sich das Blut an der Hose ab. Tosende Trompeten ertönen in der Nacht. Sie dringen aus dem Zirkuszelt in der Ferne. Die Akrobaten betreten die Bühne! Er hatte seinen Plan beinahe vergessen. Für diese Nacht besteht noch Hoffnung.

ERINNERUNG 3560[ | ]

IconHelp archivesLog Jeffrey eilt ins Zirkuszelt, Vorfreude pulsiert durch seine Adern. Er steht hinter der Tribüne und meidet die glotzende, idiotische Menge. Alle Augen sind auf den Trapezkünstler gerichtet, der oben herumschwingt. Ha, sie haben keine Ahnung! Die wichtigste Zutat einer Komödie ist die Unvorhersehbarkeit, und nur Jeffrey kennt die Pointe: Er hat das zweite Trapez vor einer Stunde eingefettet. Scheinwerfer, Trommelwirbel. Der Akrobat fliegt durch die Luft, greift nach dem zweiten Trapez und – schwupp – rutscht ab. Hinab, hinab ... Platsch! Das plötzliche und belebende Knacken brechender Knochen. Aber nichts kann mit dem Platschen mithalten. Wegen des Platschens lohnt es sich. Wie eine reife Tomate, die gegen eine Wand geworfen wird. Und dann Stille. Einhundert Menschen in Schockstarre. Das Trauma bildet sich in ihren Hirnen. Zukünftige Albträume werden geschrieben. Der Moment wird vom Schrei einer einzelnen Frau zerrissen, dem Hunderte folgen. Jeffrey kann sich nicht länger zurückhalten. Er lacht bellend, erstickt fast vor Entzückung. Dank des Tumults kann ihn niemand hören. Die Hälfte des Publikums strömt zum Ausgang, braucht Luft, muss sich übergeben, braucht ein starkes Getränk. Was für eine Show! Jeffrey kichert, wischt sich seine Tränen ab und dann ... du meine Güte. Seine Augen werden glasig. So viele Finger ziehen vorbei. Hunderte davon. Er ist ein Kind in einem Süßwarenladen und die Möglichkeiten sind endlos.

ERINNERUNG 3561[ | ]

IconHelp archivesLog Seine Unentschlossenheit lähmt ihn. Als das Publikum vorbeizieht, schätzt er ihre Hände ab. Lange Finger, Wurstfinger, gepflegte und hässliche. Werd jetzt nicht gierig, du bekommst schon einen. Er darf nichts überstürzen. Die Bullen werden nach dem „Unfall“ des Trapezkünstlers herumschnüffeln. Er erblickt einen Kandidaten, der seiner Aufmerksamkeit würdig ist: sieben Zentimeter an der linken Hand einer jungen Frau. Glattere Knöchel als die meisten. Wie schmeckt er? Vielleicht nach einem Liebesapfel. Oder ... Messing? Warum Messing? Mit beträchtlicher Anstrengung kann er die Erinnerung wecken: seine Lehrerin in der ersten Klasse mit einem ähnlichen Finger, die billige Ringe trug. Er war ein Schlingel, aber sie war zu streng mit ihm. Endorphine schießen durch seine Wirbelsäule. Wie könnte er diese Vertreterin seiner Lehrerin unsterblich machen? Ein spitzer Bleistift in ihre Halsader? Albern. Offensichtlich. Leicht zu befriedigende Ironie. Aber auch angenehm in der zeichentrickhaften Schlichtheit. Moment. Was war mit dem dicken Mann mit den dicken Fingern? Dicke Würste, die durch den kleinsten Nadelstich platzen würden. Eine Erinnerung an den Postboten, der ihn anschrie, weil er Hundescheiße auf ein Auto geworfen hatte. Dreckskerl. Ich war nur ein Kind, das sich einen Spaß erlaubte. Ich könnte den Finger braten und ihn an den Streuner aus dem Ort verfüttern. Die Fantasie ist befreiend. Eine Wiedergutmachung eines Unrechts. Und dann ... sieht er ihn. Den einen. Er erschaudert, zuckt, als hätte er einen Geist gesehen, aber wird plötzlich von ihm angezogen, kann nicht wegsehen. Es ist der Finger, den er immer gesucht hat, den er immer sein Eigen nennen wollte. An einer Hand, an einem Arm, an einem Mann mit einem besonders albernen Schnurrbart. Er hat ihn gefunden: den Chaosfinger.

ERINNERUNG 3562[ | ]

IconHelp archivesLog Jeffrey fixiert den Finger des schnurrbärtigen Mannes, als er so nahe an ihm vorbeigeht, dass er den alkoholgetränkten Schweiß zwischen den Gelenken schmecken kann. Er kannte genauso einen Finger. In einem anderen Leben. Vor dem Zirkus.



Er ist sieben Jahre alt, in seinem Kinderzimmer, spielt mit einem Plastiksoldaten. Er wirft ihn gegen die Wand. Beißt auf seinem Kopf herum, bis ihm die Zähne wehtun. Aber dann, das Unerwartete: Chaos erwacht. Sein Vater brüllt mit dröhnender Stimme aus dem Wohnzimmer. Jeffrey sucht Zuflucht in seinem Schrank. Er hört, wie sein Vater den Flur entlangstürmt, jeder Schritt lauter. Versteck dich! Er vergräbt sich unter einem Stapel schmutziger Kleidung und schließt seine Augen. Die Schranktür wird aufgerissen. Der Geruch billigen Biers strömt hinein, als eine große Hand ihn packt und herauszieht. Warum?! Warum, du kleiner Scheißer? Branson meinte, du hättest seinen verdammten Hund getreten. Stimmt das? Jeffrey hat zu große Angst, um die Worte auszusprechen, die sich in seinem Kopf bilden: Es stimmt. Ich habe es dem stinkenden Köter so richtig gegeben. Keine Ahnung, warum. Einfach so was wie eine Reaktion. Reg dich nicht auf, ich hätte nichts anderes tun können. Sein Vater bohrt seinen Finger direkt in Jeffreys Gesicht. Sag schon, du verdammter Idiot! Glaubst du, ich will dich an der Backe haben? Der Finger. Dick, seltsam gerade, ein Knöchel mit Falte über Falte überschüssiger Haut, ein abgebrochener Nagel, der ihm Persönlichkeit verleiht. Deine Mutter hätte dich gehasst. Hörst du zu? Jeffrey kann seinem Vater nicht in die Augen blicken. Er sucht Zuflucht in seiner Fantasie. Hack seinen Finger ab, Jeffrey! Bring deinen Papa zum Weinen, lass das Blut spritzen. Stoß ihm seinen eigenen Finger ins Gesicht und lach. Lach, Jeffrey! Sein Vater sieht aus, als würde er gleich platzen. Er läuft rot an. Findest du das witzig? Bist du eine Art Clown? Lach nur weiter, dann wirst du schon sehen, was passiert. Und obwohl Jeffrey Angst vor seiner Strafe hat, bekommt er den verdammten Gedanken nicht mehr aus dem Kopf. Also lacht er und lacht.



Jeffrey begutachtet den Finger von Herrn Schnurrbart, als sich das Publikum um das Zirkuszelt drängt. An seiner Hand: ein Finger, dick, seltsam gerade, Knöchel mit Falte über Falte überschüssiger Haut, und ja, sogar ein abgebrochener Nagel. Er mag nicht das Original sein, aber verdammt, der passt schon.

ERINNERUNG 3563[ | ]

IconHelp archivesLog Jeffrey drängt sich durch die Menge und behält den Mann mit Schnurrbart und dessen Zeigefinger im Blick. Er schubst eine Dame zur Seite, rempelt einen Mann um. Aus dem Weg, Idioten. Alle sind zu schockiert vom Tod des Akrobaten, um sich über die Unhöflichkeit eines Clowns aufzuregen. Es wird Tage dauern, bis es jemandem auffällt: Hat dieser Clown wirklich einer alten Dame einen Ellbogen ins Gesicht gerammt? Jeffrey sieht, wie Herr Schnurrbart über den Jahrmarkt geht. Zelte, Riesenräder und Imbissstände sind finster, haben für heute schon zugemacht. Der Geruch von Fritteusen und Popcorn erfüllt immer noch die Luft.



Herr Schnurrbart entfernt sich von der Menge. Perfekt. Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Jeffrey geht in Deckung. Trotz seiner Größe, trotz seiner hellen, bunten Kleidung schleicht er unbemerkt durch die Schatten. Seine Wut über den Waschbär im Mülleimer ist verflogen. Hier gibt es nur ein einziges Geschöpf der Nacht. Sein Name ist Jeffrey Hawk.

ERINNERUNG 3564[ | ]

IconHelp archivesLog Die Jagd beginnt. Das ist Jeffreys Augenblick. Ärger und Abscheu verflüchtigen sich, wenn auch nur für einige Minuten, und er genießt sein Leben. Er stolpert nicht, wird nicht langsamer, als er durch die tiefe Dunkelheit jagt. Sichere, gefestigte Schritte. Er will sich an diesen Moment erinnern. Es ist einfach. Ein Mann mit einem wunderbaren Finger. Ein Clown, der ihn töten wird. Wenn das doch nur die ganze Geschichte wäre, seine gesamte Existenz. Eifersucht, Betrug und Gier, Steuerbeamte und neugierige Nachbarn, die Hunde, die die ganze Nacht bellen, die Frauen, die Männern etwas vormachen, die endlosen Autoströme und die Koffer voller Lügen einfach ausblenden. Die ganze überwältigende Sache auslöschen, den Schmerz, der alles verbindet. Er will kein Teil davon sein, er war ohnehin nie gut darin. Dann bleibt ein einfacher Moment: Ein Clown, ein Mann und ein Mord.



Er wird aus seiner Gelassenheit gerissen, als ein Zweig unter seinem Fuß knackt. Dreißig Schritte voraus richtet sich Herr Schnurrbart wie ein Erdmännchen auf und sieht sich um. Er weiß, dass da draußen etwas ist. Etwas Unsichtbares. Hallo ...? Bitte ... Ist da jemand ... Ich weiß nicht, was hier passiert. Jeffrey kichert. Ich auch nicht.

ERINNERUNG 3565[ | ]

IconHelp archivesLog Jeffrey hält sich weiter in den Schatten, nähert sich Herrn Schnurrbart. Er bewegt sich schnell, lautlos ... beinahe lautlos. Er hustet in seinen Ärmel und spuckt Schleim auf die Erde. Keucht. Könnte eine Zigarette und einen Schluck gebrauchen. Bah, geh weiter. Er schleicht am Zuckerwattestand vorbei, umrundet das Wahrsagerzelt. Es hat keinen Zweck, es weiter hinauszuzögern. Es wird Zeit. Hier kommt der Clown!



Jeffrey schreitet langsam aus den Schatten. Groß, imposant, voller Theaterschminke, gehüllt in einen lächerlichen Mantel mit Streifen, Pünktchen und Flicken. Und die Klinge, schön in ihrer Einfachheit. Mehr braucht es nicht. Herr Schnurrbart quietscht wie ein Ferkel und hastet davon. Genau nach Plan. Treib ihn hinter die Ponyställe, um die Monstrositätenschau herum und ... schneide ihm den Weg ab. Die Spukherberge soll sein einziges Ziel sein. Und dort wartet dann der richtige Spaß auf den Trottel. Herr Schnurrbart sprintet zur heruntergekommenen Hütte voller roter Farbspritzer, geschmückt mit billigen Spinnennetznachahmungen. Aber dann ... dreht er sich um. Er wendet sich von der Spukherberge ab und läuft in Richtung ... nein, im Ernst? Zum Lustigen Haus der Freundschaft. Sämtliches Make-up der Welt könnte den Ekel nicht verbergen. Ein tiefes, resigniertes Seufzen. Jeffrey steht vor einem hellrosa-blauen Gebäude voller lächelnder, cartoonhafter Gesichter von Giraffen, Elefanten und Bären. Ein Schild informiert: „50 Cent pro Person. Hier erwartet dich sicherer, freundlicher Spaß.“ Verdammt!

ERINNERUNG 3566[ | ]

IconHelp archivesLog Dunkelheit. Jeffrey hört Herrn Schnurrbart im Haus herumirren, sieht aber nichts. Er kämpft mit Kabeln, drückt sie gegen die Wand und sucht nach einer Steckdose. Bingo. Bunte Lichter gehen an. Verspielte Musik erfüllt den Bereich. Ein Roboterhund starrt Jeffrey durch tote Plastikaugen an. Lass uns Freunde sein! Jeffrey verpasst dem Hund einen entschlossenen Tritt. Lass uns Fr-Fr-Freeeeu... Es geht weiter. Als Jeffrey den Gang erreicht, wird er von einer Teddybärenparade überholt. Ulkige Puppen spazieren aus der Wand, singen, schlagen Becken zusammen, spielen Flöten. Oder zumindest tun sie so. Aus den Lautsprechern über ihm dringt knisternde Musik, ein dummes Lied darüber, wie Umarmungen die Menschheit zusammenbringen. Jeffrey kämpft sich mit den Ellbogen einen Weg an Billy Bär und Dingles vorbei. Er versenkt eine Klinge in Laffys Hals. Er verheddert sich in Terry Tickles ausgestreckten Armen. Er schlägt Poppos Unterkiefer ab. Ehe er sichs versieht, steckt er bis zur Hüfte in einem Becken voller Plastikbälle. Kämpft sich durch den Ballonwald. Und dort findet er Herrn Schnurrbart. Er versteckt sich hinter den Beinen eines Robotertigers, der eine britische Soldatenuniform trägt. Bah ... Je länger du dich hinter Sir Kuschelmieze versteckst, desto mehr werde ich dich leiden lassen.



Herr Schnurrbart läuft los. Jeffrey zieht eine Flasche Nachspieltonikum aus seiner Innentasche. Er schüttelt die Flüssigkeit und wirft sie. Glas zersplittert. Eine dicke Rauchwolke hüllt Herrn Schnurrbart ein. Der Mann stolpert und hustet, sieht sich verwirrt um, verheddert seine Füße, als ob jeder seinen eigenen Weg gehen wollte. Jeffrey verpasst dem Idioten einen Schlag gegen die Schläfe und er sackt bewusstlos zusammen. Zeit, nach Hause zu gehen.

ERINNERUNG 3567[ | ]

IconHelp archivesLog Der Mann mit dem Schnurrbart kauert in der Ecke von Jeffreys Wohnwagen. Er brabbelt, heult, fleht. Jeffrey hört nicht zu. Er sieht nur den Finger ... und die Pfütze zu den Füßen von Herrn Schnurrbart. Jeffrey weiß, was das bedeutet. Der Mann hat erkannt, dass er nur eine Chance aufs Überleben hat, und seine Kampf-oder-Flucht-Reaktion hat eingesetzt. Aber Jeffrey ist das egal, denn er weiß, dass er schon gewonnen hat. Der Chaosfinger gehört schon fast ihm. Die Erinnerungen an seinen Vater verändern sich bereits. Ein großer, schrecklicher Mann, der sich über ihm aufbaut und brüllt. Nein, das ist er nicht. Denk nach, Jeffrey. Ein schwacher, lümmelnder Alkoholiker, der stammelt und lallt, zu erbärmlich, um ihn zu kontrollieren. Die Ausbrüche? Nichts als die Wut eines Feiglings, die Parodie eines mächtigen Mannes. Ein Witz!



Herr Schnurrbart springt auf, greift nach der Flasche mit Chemikalien auf dem Tisch. Vorhersehbar. Jeffrey lacht dröhnend, als er den Mann am Hals packt und ihn zu Boden wirft. Er legt sein ganzes Gewicht auf Herrn Schnurrbart, greift nach seinem Hals und drückt zu. Du willst also mit Chemikalien spielen? Ich weiß nicht mal, was passieren würde, wenn man die vermischt. Halluzinationen ... Euphorie ... unkontrollierbare Blähungen ... Tod? Jeffrey denkt darüber nach, als er den Kopf von Herrn Schnurrbart immer wieder gegen den Boden knallen lässt. Klingt alles nach einem Ende zum Totlachen. Und was spricht gegen ein bisschen Unsicherheit? Er muss das Chaos nicht mehr fürchten. Er kann damit umgehen. Und zur Hölle, ein bisschen Spaß hat er sich verdient.



Möchtest du noch ein letztes Spiel spielen? Okay, Schnurrbart ... spielen wir.

Mitternacht im Garten der Unendlichkeit: Logs, Geschichten und Notizen[ | ]

ARCUS 13[ | ]

IconHelp archivesLog Die Reihen mit Haddie und Jordan auf Terra 717 oder Haley und Jaden auf Terra 1315 oder auch Hannah und Justin auf Terra 238 heißen alle „BoteFM“ anstatt „Höllenbote“. Sie scheinen mehr Erkenntnisse darüber gewonnen zu haben, worum es sich beim Entitus handeln könnte und wie er andere Welten zerstört und beeinflusst. In anderen Terra-Welten gibt es einzigartige und manchmal widersprüchliche Versionen der Boten-Reihe, wodurch man sie nur schwer verfolgen und interpretieren kann. Aber trotz der Unterschiede scheint jede Version ein Geschwisterpaar zu beinhalten, das einen bösen Kult, der den Entitus verehrt, aufdecken will.

Ich durchsuche den Spalt derzeit nach den wahren Erinnerungen, die all diese Abenteuer inspiriert haben, um zu überprüfen, wie nah sie an der tatsächlichen Inspiration sind. Ich frage mich auch, ob Haddie und Jordan hier sind, im Entitus gefangen. Wenn dem so ist, hoffe ich, dass ihre Erinnerungen mir irgendwie helfen können, einen Weg hier raus zu finden. Bisher habe ich nichts gefunden, was einer wahren Erinnerung ähneln würde, aber ich habe eine weitere Geschichte von Terra 717 gefunden, in der Haddie ein Phänomen beschreibt, das sie „die Überschneidung“ nennt, das in anderen Geschichten als Borro, Spule, Bluten etc. bekannt ist.

Derzeit mache ich mir viele Notizen zu den Boten-Geschichten und ihren Beschreibungen der Überschneidung, um zu sehen, ob irgendwelche davon mir Erkenntnisse dazu geben könnten, worum es sich bei diesem Phänomen tatsächlich handelt. Bisher habe ich herausgefunden, dass fast alle dieser Geschichten Orte beschreiben, an denen eine dunkle Dimension in die Welt greift. Diese Schnittpunkte scheinen Tragödien und Unglück anzuziehen. Einige dieser Geschichten behaupten sogar, dass „gebrochene“ oder „traumatisierte“ Menschen seltsame Fähigkeiten aus den Vibrationen, die diese dunklen und „verfluchten“ Orte ausstrahlen, ziehen können. Diese Menschen können das Bluten – mein bevorzugter Name für das Phänomen – nutzen, um Wissen jenseits des Schleiers anzuzapfen.

Die Boten-Reihe von Terra 719 ist auch erwähnenswert, da die Details des Autors dem am nächsten scheinen, was wir zu Hause zu Uralten und lebenden Dimensionen erforscht haben. Ganz zu schweigen von meinen Entdeckungen, als ich die Erinnerungen der Seelen erforscht habe, die hier gestrandet sind. Stück für Stück oder eher Geschichte für Geschichte komme ich der Erlösung näher ... oder aber dem Wahnsinn ... was auch immer zuerst kommt.

Blutkammer. BoteFM. Ferne Welten. 1.[ | ]

IconHelp archivesLog Haddie betrat das kleine Restaurant in Manhattan, New York, näherte sich einer kleinen Sitzecke und legte ihrem Stiefbruder Jordan einen Umschlag vor. Er hörte auf, sein frühmorgendliches Rührei zu kauen und fragte: „Was soll das sein?“

„Ich weiß, wer unser geheimnisvoller Gönner ist!“ Haddie öffnete den Umschlag und zog das Bild eines Manns mittleren Alters mit graumelierten Haaren in einem dunklen Anzug heraus.

Jordan zuckte die Achseln. „Wer soll das sein?“

„Surin Rivera. Er war Tontechniker für ein streng geheimes Militärprojekt des Amts für strategische Einsätze. Er hatte einen Nervenzusammenbruch und wurde jahrelang weggesperrt. Schließlich wurde er in die Obhut des Milliardärs und Philanthropen Kobe Dax entlassen. Andere im selben Programm hatten ähnliche Zusammenbrüche. Einer lebt in der Nähe. Die Frage ist ... Warum hilft Surin uns?“

Jordan hob seinen Finger und zeigte auf einen Mann hinter Haddie. „Warum fragst du ihn nicht selbst?“ Haddie wandte sich um und sah den Mann vom Bild neben sich stehen.

Surin nahm neben Jordan Platz und drängte: „Ihr müsst meinen Fall in Ruhe lassen. Ich versichere euch: Ihr seid noch nicht bereit für das, worin ihr eure Nasen steckt.“

„Und was wäre das?“, fragte Haddie.

Jordan nahm einen kleinen, nervösen Bissen von seinem Rührei und kaute langsam. „Fordern wir den Mann nicht heraus, Schwesterchen. Wenn wir nicht bereit sind ... sind wir nicht bereit ... Damit kann ich leben.“

„Woher kennen Sie unseren Onkel?“, fragte Haddie weiter, nachdem sie keine Antwort erhalten hatte. „Warum helfen Sie uns? Was sind das für Orte, an die Sie uns schicken?“

Surin sah Haddie lange an. Dann sagte er: „Sagen wir einfach, ich habe ein Interesse an eurer Arbeit und euren besonderen Fähigkeiten.“

Jordan schluckte hinunter und zuckte mit den Schultern. „Okay ... klar ... Das reicht mir.“

„Mir aber nicht.“ Haddies Gesicht wurde strenger, als sie auf eine Antwort wartete. „Ich möchte wissen, warum Sie uns helfen.“

Surin blickte sich nervös im Restaurant um und wandte sich dann wieder Haddie und Jordan zu. „Hört auf meinen Rat und verliert euch nicht in diesen Fragen. Noch nicht. Ihr seid noch nicht bereit und ihr macht gefährliche Leute auf euch aufmerksam.“

„Was denn für Leute?“ Haddies Augen verengten sich. „Die Polizei? Das Militär? Wovon sprechen wir hier?“

Surin schüttelte ernst den Kopf. „Wir sprechen von Leuten, die sich von der Polizei oder dem Militär nichts sagen lassen. Leute, die Regierungen und Unternehmen für ihre Zwecke gründen und sie dann wie Abfall entsorgen, wenn sie sie nicht mehr brauchen.“

„Was wollen sie?“, fragte Haddie. Die Antwort hatte sie nicht zufriedengestellt.

Surin stand auf. „Ignoriert meinen Fall. Konzentriert euch auf die Show und die Hinweise, die ich euch zukommen lasse. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird sich alles offenbaren.“

Haddie hielt den Umschlag mit seinem Bild hoch. „Ich bin zu vorschnell ... Wollen Sie das damit sagen?“

„Ignoriert meinen Fall“, wiederholte Surin und ging davon.

Haddie und Jordan beobachteten schweigend, wie Surin das Restaurant verließ. Als Jordan sich umwandte, sah er Haddies entschlossenen Gesichtsausdruck und wusste, dass sie nichts ignorieren würden.

Blutkammer. BoteFM. Ferne Welten. 2.[ | ]

IconHelp archivesLog „Komm schon! Lass uns vorschnell sein!“ Haddie führte Jordan zum Eingang eines verfallenen Hauses in der Vorstadt. „Colonel Jim Dunn hat mit Surin Rivera beim Amt für strategische Einsätze gearbeitet.” Bevor Haddie weitersprechen konnte, öffnete sich die Tür knarrend und eine mollige Frau mittleren Alters mit kurzen, blonden Haaren kam zum Vorschein.

„Kann ich euch helfen?“

Haddie lächelte. „Ja. Ich hatte gehofft, für unseren Podcast mit Col. Lt. Dunn sprechen zu können.“

Die Frau trat einen Schritt zurück. „Soll das ein Scherz sein?“

Haddie schüttelte den Kopf. „Nein, Ma’am.“

„Jim ist vor sieben Jahren verschwunden. Niemand hat Antworten für mich. Mir bleiben nur die Gerüchte.“

Jordan trat einen Schritt auf die Frau zu. „Vielleicht könnte unser Podcast helfen? Vielleicht kann Ihnen jemand da draußen helfen, wenn Sie seine Geschichte mit uns teilen.“

„Seine Geschichte teilen?“ Die Frau zögerte einen Moment lang. Dann nickte sie und meinte: „Ja ... also gut ... Ich will doch nur meinen Jim zurück.“

Haddie und Jordan betraten das Haus und folgten ihr in die Küche, wo sie sich an einen kleinen, runden Tisch setzten.

„Ich kann euch nur erzählen, was Jim mir gesagt hat“, begann die Frau. Sie atmete tief ein und langsam wieder aus, um ihre Nerven zu beruhigen. „Er arbeitete für das Amt für strategische Einsätze, was ... ... Man kann wohl sagen, es war wie aus einer Verschwörungstheorie.“

Sie schwieg kurz und fuhr dann fort: „Jim meinte, das Wort ‚Verschwörungstheorie‘ wurde vom Militär erfunden. Wusstet ihr das? Früher konnte man die Geschichten der Regierung hinterfragen, aber jetzt ... hinterfragt man nichts mehr, weil man nicht als Verschwörungstheoretiker abgestempelt werden möchte.“

Die Frau lachte und fügte dann hinzu: „Wirklich genial. Und deswegen hinterfragt niemand mehr die Regierung ... Selbst wenn ein Dutzend Whistleblower mit geheimen Dokumenten alle dasselbe sagen ... man bezweifelt und hinterfragt nichts, weil man nicht gebrandmarkt werden will.“

Die Frau schüttelte ungläubig den Kopf und fuhr lachend fort: „Jim sagte immer, der Ursprung des Begriffs ‚Verschwörungstheorie‘ sei eine Verschwörungstheorie ... egal ... er hat mir erzählt ... dass es Orte auf der Welt gibt, die nicht wie andere Orte sind ... Orte, an denen die Gesetze der Physik nicht gelten ... die sich dem menschlichen Verständnis entziehen ... Orte, die mit entfernten Welten verbunden sind ... mit anderen Dimensionen ... Die Regierung nannte das ‚Überschneidung‘. Ganz schön verrückt, oder?“

Jordan nickte.

Haddie antwortete nicht. Sie hatte den Begriff schon mal gehört, als sie Nachforschungen zu einem geheimnisvollen Kult anstellten, der an eine Art uralte Gottheit glaubte, die die Menschheit eines Tages auf eine neue Existenzebene erheben würde. Es war ein seltsamer Zufall, dass dieser Kult und die Regierung das Phänomen gleich betitelten.

„Wie ein Wurmloch?“, fragte Jordan.

Die Frau schüttelte den Kopf. „So hat es Jim nicht beschrieben. Er sprach nicht viel von der Überschneidung, aber er sagte, das, was sie gesehen hatten, ließ ihn glauben, dass eine andere Welt ... wie hat er es ausgedrückt ... unsere Welt verschlingt ... als würden diese Überschneidungen immer weiter wachsen, während wir eine Art himmlischen Verdauungstrakt durchlaufen ... und ... er erzählte ... er erzählte, dass sie Sachen entnahmen ... Dinge aus anderen Welten ...“

Die Frau schwieg lange nachdenklich. „Ich konnte die Änderungen in ihm erkennen. Er wurde wütender und gemein. Und er war davor nie gemein gewesen. Er hörte auf, mir Dinge zu erzählen. Und ich begann, Gerüchte zu hören.“

„Was für Gerüchte?“, wollte Haddie wissen und beugte sich vor.

Die Frau schwieg nachdenklich. Dann antwortete sie: „Gerüchte, dass die Regierung etwas mit ihnen anstellte, damit sie länger in der Überschneidung bleiben konnten. Ich habe sogar gehört, dass sie jemanden aus einer anderen Welt gezogen haben. Stellt euch das mal vor ... eine Person aus einer anderen Welt oder Dimension.“

Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Sie sagen, er hätte mich verlassen ... aber ich kenne meinen Jim ... Ihm ist etwas zugestoßen und die Behörden tun mich als Verschwörungstheoretikerin ab, weil ich etwas anderes behaupte. Aber eins sage ich euch ...“

Ein plötzlicher Knall ertönte und der Mund der Frau füllte sich mit dickflüssigem, warmem Blut, als sie sprechen wollte. Statt Worten kamen zersplitterte Zähne und Speichel aus ihrem Mund. Dann weiteten sich ihre Augen und sie fiel nach vorne.

Jordan fluchte und zog Haddie sofort zu Boden, als Kugeln aus allen Richtungen durch das Haus peitschten.

Haddie blickte zu ihrem Bruder hoch, während Patronen wie wütende Wespen über ihre Köpfe rasten. „Ich glaube ... wir waren etwas vorschnell.“

„Was du nicht sagst!“

Blutkammer. BoteFM. Ferne Welten. 3.[ | ]

IconHelp archivesLog Patronen schossen aus einer blitzenden Mündung im Wohnzimmer, als Haddie ihrem Bruder in den Keller des Hauses folgte. Sie stolperten die Treppen hinunter in die Dunkelheit und durch einen Sonnenstrahl, der durch ein rechteckiges Fenster schien. Bevor sie sich verstecken konnten, kam der Schütze schon mit gezücktem Gewehr die Treppe herunter. Haddie und Jordan hielten sich an den Händen und schlossen ihre Augen, während sie auf einen schnellen Tod warteten. Ein lauter Knall ertönte, und als sie die Augen öffneten, standen sie beide noch.

Der Schütze starrte sie mit aufgerissenen Augen voller Ungläubigkeit an und brach dann zusammen. Dahinter kam Surin mit einem rauchenden Revolver zum Vorschein. „Kommt“, sagte er. „Wir müssen hier weg, bevor andere kommen.“

Die Geschwister zögerten nicht und folgten Surin die Treppe hinauf und durch die Tür, vorbei an mehreren Leichen. Haddie zählte sieben tote Auftragsmörder, als sie ihren Bruder in eine unauffällige schwarze Limousine folgte. Deutlich in Eile ließ Surin den Motor an, trat aufs Gas und das Auto fuhr davon. Nach einigem Schweigen fragte Haddie: „Stimmt irgendetwas davon? Die Gerüchte? Sich kreuzende Welten? Die Überschneidung?“

Surin wandte den Blick nicht von der Straße, als er sie zurück in das Hotel brachte, in dem ihr Onkel auf sie wartete. „Ich kann das gerade nicht beantworten und ihr müsst euch auf eure nächste Folge konzentrieren. Ihr seid hier, um den alten verlassenen U-Bahnhof zu untersuchen, und ich glaube, an diesen Plan solltet ihr euch halten.“

„Ist er eine Überschneidung?“, fragte Jordan. „Ist das der Grund für die vielen Unfälle? Wurde er deswegen stillgelegt?“

Surin zögerte und nickte dann ernst.

„Weswegen interessieren Sie und ein Milliardär sich für die alte U-Bahn?“, bohrte Haddie nach.

Surin seufzte, dachte einen Moment über seine Worte nach und antwortete dann: „Ich suche meine Kollegen. Wir haben diese Bereiche überall auf der Welt erkundet und einige von uns sind nie zurückgekehrt. Die, die zurückgekehrt sind ... kamen verloren ... verwirrt ... sogar wahnsinnig zu uns zurück. Ich will Antworten. Ich will wissen, was mit den anderen passiert ist. Ich weiß, dass sie noch am Leben sind. Sie haben sich irgendwo ... zwischen den Welten verirrt.“

„Also nutzen Sie uns aus, um sie zu finden“, stellte Haddie emotionslos fest.

„Wir helfen einander in gleichem Maße.“

Haddie schüttelte den Kopf. „Ich muss mehr erfahren. Das reicht mir nicht.“

Surin seufzte, manövrierte die Limousine auf den Seitenstreifen und stellte den Motor ab. Nach einem langen, nachdenklichen Augenblick sah er die Geschwister im Rückspiegel an und erklärte: „Ich habe ein, sagen wir mal, unkonventionelles Training durchlaufen, um die Überschneidung zu betreten ... aber es war nicht möglich ... Es ist wie eine unmögliche Energie, die ... ich weiß nicht ... die Hölle ... die Hölle direkt aus einem zieht ... Ich meine, ich kann es nicht anders beschreiben. Man spürt nur reine Dunkelheit. Aber das Amt für strategische Einsätze nahm an, dass ein Verstand, der sich noch in der Entwicklung befindet ... zerbrochen werden kann ... sodass er sich neu einstellt und dem Druck der Überschneidung standhält.“

„Ihr habt Kinder als Werkzeuge missbraucht!“ Jordan spuckte angewidert aus.

Surin wandte seinen Blick vom Rückspiegel ab und sah ohne eine Antwort zu Boden.

„Und jetzt bin ich Ihr neues Werkzeug“, stellte Haddie fest. Es herrschte kurz Stille, als Haddie über ihre letzten Nachforschungen nachdachte. Sie erinnerte sich daran, dass sie Tagebücher in der alten Anstalt gefunden hatte, die Notizen über andere Reiche enthielten. Erinnerungen fremder Menschen, die in einer Welt ohne Tod gefangen waren, und Tagebucheinträge, die die Annahme festhielten, dass Künstler und Schriftsteller in diese anderen Welten blicken konnten. Sie hielten es für ihre Vorstellungskraft, aber in Wahrheit war es ihr drittes Auge. Es war eine seltsame Theorie, die Haddie als Wahn eines verwahrlosten Irren mit wilder Fantasie abgetan hatte. Aber etwas, das der Patient geschrieben hatte, ließ sie nicht mehr los.

Die Wahrheit liegt in der Geschichte.

Haddie flüsterte die Worte und beschloss, die Bücher noch mal zu lesen, falls sie etwas übersehen haben sollte. Sie hatte sie in ihrer Wohnung in Montréal verwahrt und würde Stefan zu einem Umweg zwingen, bevor sie sich weiter um ihre Nachforschungen kümmerten.

„Du verstehst das nicht“, fuhr Surin fort. „Hier geht es nicht nur um die Freunde, die ich verloren habe ... Es gibt Dinge in der Überschneidung, die wir begreifen müssen. Es könnte dort eine neue Art von Energie geben ... eine neue Art, die Welt zu sehen ... das Universum ...“

Jordan unterbrach ihn mit einem Lachen. „Oder ... dort ist gar nichts ... und es ist nur die Hölle auf Erden.“

Blutkammer. Die Spinnen.[ | ]

IconHelp archivesLog Ich habe sie gesehen, die Spinnen in meinem Kopf. Sie kommen! Sie holen uns alle! Große! Kleine! Selbst riesige, so groß wie Dinosaurier. In meinen Visionen sehe ich, wie sie durch die Straßen eilen und den Unwissenden Wahrheit und Verständnis bringen.

Aber jetzt ... jetzt ... sind sie in Sicherheit ... sie verstecken sich ... verstecken sich in meinem Kopf und ich fühle, wie sie durch mein Ohr und meinen Schädel krabbeln, ihre Eier legen, an meinen Nerven knabbern und warten ... auf den richtigen Zeitpunkt, um in die Welt zu kommen, um der Menschheit zur Transzendenz zu verhelfen. Ich weiß nicht mal, was das bedeutet ... aber sie flüstern es mir jeden Abend zu, bevor ich einschlafe.

Ich erinnere mich an die Höhle ... Ich erinnere mich, wie alles geschah ... wie ich sie eingeatmet habe ... Sie waren im dichten, dunklen Nebel. Kleine Dinge wachsen nun in mir heran, verzehren mich, zeigen mir Visionen der Wahrheit und flüstern mir süße Nichtigkeiten zu ... Millionen plappernde Stimmen sagen mir, dass ich der Eine bin ... der Auserwählte ... derjenige, der die gesamte Welt, wie wir sie kennen, ändern wird. Und doch ...

Die Ungläubigen wollen mich therapieren! Sie wollen das Leben vergiften, das in mir wächst ... Sie wollen meine Kinder töten und mich davon abhalten, mit meinem Leben zu machen, was mir immer vorherbestimmt war. Ich habe gehört, dass sie mich sogar verrückt genannt haben. Verrückt? Wie? Inwiefern bin ich verrückt? Würde eine verrückte Person das Leben in ihr schützen? Würde eine verrückte Person die eigenen Wünsche und Bedürfnisse für das Leben in ihr zurückstellen?

Natürlich nicht! Sie sind die Verrückten. Sie sind die, die therapiert werden müssen. Ich bin der einzig Gesunde in dieser absurden Einrichtung. Ich habe alles für die Spinnen getan, die unter meiner Haut krabbeln, und der Arzt zu meinen Füßen wird sie nie wieder gefährden. Sie sind bereit und sie drücken sich aus meinem Kopf und krabbeln meine Nase herunter und aus meinem Mund und ich werde zu etwas Größerem.

Wie konnten sie zweifeln? Wie konnten sie es nicht sehen? Wie konnten sie nicht sehen, was ich bin und wozu ich wurde? Sie werden aus mir dringen und mich verzehren und ich werde die Apokalypse sein.

Terra Arachna. 1.[ | ]

IconHelp archivesLog 105,7 FM. Radioklassiker von Falls City. Ich bin Mat Rivers und habe die neuesten Informationen zu den Stromausfällen in der Stadt. Unbestätigte Berichte erzählen von spinnenähnlichen Wesen, die das Energieversorgungsunternehmen von Falls City angegriffen haben. Online werden Gerüchte über einen neuartigen biologischen Terrorangriff laut, aber bisher hat keine Organisation die Verantwortung übernommen und nichts wurde offiziell bestätigt. Wir wissen nur, dass die Generatoren des Unternehmens in Flammen aufgegangen und explodiert sind, wodurch Leitungen lahmgelegt wurden. Seitdem liegt der westliche Bereich der Stadt im Dunkeln. Die Stadtpolizei meldet, dass diese unbekannten Wesen mehrere Autos in der Nähe des Unternehmens angegriffen haben und als extrem gefährlich eingestuft werden. Mindestens drei Autofahrer wurden getötet und vier andere befinden sich in kritischem Zustand. Autofahrer werden gebeten, die Straßen in der Nähe des Kraftwerks und die 93 in südlicher Richtung zu meiden. Das sind die aktuellen Neuigkeiten zu den Angriffen. Wir werden Sie weiterhin über die aktuelle Lage informieren. Jetzt geht es weiter mit „Gutes Geld“ und dem neuesten Ratschlag unseres Finanzexperten, gesponsert von der Anlageberatungsfirma „Jetzt oder Nie“ ... weil man nie weiß, was die Zukunft bereithält.

Terra Arachna. 2.[ | ]

IconHelp archivesLog 105,7 FM. Radioklassiker von Falls City. Der Sprecher des Krankenhauses in Falls City meldet einen ungewöhnlichen und alarmierenden Anstieg von Vergiftungen, verursacht von einer unbekannten, faustgroßen Spinne mit einer orangen Spirale auf dem Rücken. Die Behörden nennen sie die „Höllenrückenspinne“ und raten, mindestens zwei Meter Abstand zur Spinne zu halten, sollten Sie einer begegnen. Bundesbeamte melden, dass sie versuchen, die Situation unter Kontrolle zu bekommen, und erst noch feststellen müssen, ob es sich hier um einen Terrorangriff oder das als „spontane Evolution“ bekannte Phänomen handelt, durch das neue Arten plötzlich und ohne plausible wissenschaftliche Erklärung entstehen. Andere Theorien sprechen von einem missglückten Regierungsexperiment, wie im Fall der als Waffen missbrauchten Zecken, die eine von Menschen erschaffene Lymekrankheit-Variante übertrugen und aus einem geheimen Labor für biologische Kriegsführung auf Apricot Island entkamen. Die Situation wird langsam zum Notfall, denn immer mehr Bezirke haben keinen Strom. Das Büro der Gerichtsmedizin hat uns informiert, dass Dutzende Leichen nun zeigen, dass das Gift der Höllenrückenspinne langsam und tödlich wirkt, während Beulen und Eiterblasen langsam den Körper bedecken. Außerdem scheinen einige Opfer mörderische Anfälle zu bekommen, die von Fieber, überaktiven Nebennieren und – in Ermangelung einer besseren Beschreibung – einem kompletten Verlust des Verstands verursacht werden. Mit infizierten Personen muss extrem vorsichtig umgegangen werden, bis die Beulen den gesamten Körper bedeckt haben und die Bewegungsfähigkeit damit quasi vollständig einschränken. Ein Sprecher des Energieversorgers von Falls City sagt, dass aktiv an der Reparatur der Generatoren gearbeitet wird, um die Stromversorgung wiederherzustellen, aber ein seltsamer schwarzer Nebel behindert die Arbeiten. Anonyme Arbeiter des Werks erzählen in den sozialen Medien, dass seltsame Geräusche aus dem Nebel dringen. Sie glauben, er könnte mit den Spinnen zusammenhängen. Einem Bericht zufolge platzten Spinnen aus dem Körper einer Arbeiterin, nachdem sie den Nebel eingeatmet hatte. Laut einem anderen Bericht wurden vor den ersten Angriffen Hirschkadaver gefunden, aus denen Tausende, wenn nicht Millionen Spinnen krabbelten. Ich sollte das wiederholen ... Es gibt einen Nebel und er scheint mikroskopische Eier zu befördern, die einen biologischen Wirt benötigen ... Wir empfehlen, Ruhe zu bewahren und extrem vorsichtig vorzugehen, sollte man in Kontakt mit dem Nebel oder einer Höllenrückenspinne kommen. Wir berichten später über weitere Entwicklungen. In der Zwischenzeit geht es weiter mit „Gutes Geld“, gesponsert von der Anlageberatungsfirma „Jetzt oder Nie“ ... denn die Tragödie von heute ist die goldene Gelegenheit von morgen.

Terra Arachna. 3.[ | ]

IconHelp archivesLog 105,7 FM. Radioklassiker von Falls City. Willkommen zurück zu den Nachrichten von Falls City. Falls Sie gerade erst zuschalten: Es gibt einen seltsamen Vorfall in der Stadt. Spinnen unbekannter Herkunft aller Formen und Größen scheinen sich den Wohngebieten zu nähern. Die Behörden bitten alle Bürger, Ruhe zu bewahren. Das Militär ist unterwegs, um sich um diese Anomalie zu kümmern. Es gibt Berichte über ähnliche Phänomene in anderen Ländern und Städten auf der ganzen Welt, aber diese müssen erst noch bestätigt werden. Und nun versuchen wir alle Informationen zu sammeln, um Sie auf dem Laufenden zu halten. Und, Moment ... das ... das erreicht uns gerade ... Eine Gruppe von Teenagern hat sich in einer verlassenen Konservenfabrik am Hafen verbarrikadiert und streamt Angriffe von Spinnen, die so groß wie Hunde sind. Bei zwei der Teenager handelt es sich um die Söhne unserer Sendeleiterin Sabrina Malkas. Sabrina versucht verzweifelt, Kontakt mit ihren Söhnen Elias und Elan aufzunehmen, aber sie kann es nicht ... sie erkennt ihre Freunde ... Casey ... Ariella ... Olivia und ... sie glaubt Nina ... Es scheint, Casey habe den Nebel eingeatmet, von dem wir vorhin gehört haben, und sie klagt über Kopfschmerzen und Übelkeit ... und Dinge, die unter ihrer Haut krabbeln ... Wir versuchen, uns mit ihrem Audio-Feed zu verbinden, um besser zu verstehen, was dort vor sich geht. Bitte bleiben Sie dran.

Terra Arachna. 4.[ | ]

IconHelp archivesLog 105,7 FM. Radioklassiker von Falls City. Am 7. August um 20 Uhr wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Das Militär ist für die Sicherheit sowie zivile Angelegenheiten zuständig. Das Militär bestätigt einen biologischen Angriff unbekannter Herkunft. Spinnen, die nicht klassifiziert werden konnten, greifen unsere Dörfer, unsere Stadt, unser Land an. Bleiben Sie zu Hause. Verriegeln Sie die Türen und warten Sie auf weitere Anweisungen. Diese Spinnen sind echt und sie sind tödlich. Die Regierung kümmert sich um Ihre Sicherheit und wir geben unser Bestes, um die ...

Meine Damen und Herren, wir scheinen die Verbindung zum Weißen Haus verloren zu haben. Aber einen Augenblick ... Meine Sendeleiterin meint, es gebe Neuigkeiten von den Teenagern in der alten Konservenfabrik. Elan und Elias bestätigen, dass Olivia von einer Höllenrückenspinne gebissen und in einen Raum gesperrt wurde, bevor sie die anderen gefährden konnte. Der Live-Feed zeigt, dass Caseys Körper überall anschwillt, vor allem an ihrem Hals, an dem sich kleine Dinge unter ihrer Haut zu bewegen scheinen. Nina ist verschwunden und wir glauben ... nach den Kommentaren zu schließen ... dass sie von einer Spinne hinausgezogen und fortgezerrt wurde. Moment ... Sabrina erzählt mir, dass sich ihre Söhne bereitmachen, sie dort draußen zu suchen. Vielleicht können wir eine Verbindung herstellen ... Moment ... Elan ... Hörst du mich? Wie ist es da draußen? Elan ...

Terra Arachna. 5.[ | ]

IconHelp archivesLog 105,7 FM. Radioklassiker von Falls City. Ich bin meinem Bruder Elias zu den Docks gefolgt, wo die Spinnen unsere Freundin hingebracht haben. Wir haben uns mit Farbdosen und einem Feuerzeug bewaffnet ... Aber ich weiß nicht, was zur Hölle diese Dinger sind ... Sie scheinen nicht real zu sein ... Als hätte Mutter Natur selbst sie zu uns geschickt, um uns davon abzuhalten ... ich weiß nicht ... all den Schaden anzurichten, den wir der Welt zufügen ... egal ... wir haben sie nicht gefunden und als wir in die Fabrik zurückkehrten ... waren Tausende Spinnen aus Caseys Körper gedrungen und ... fraßen, was von ihr übrig war ... Wir haben sie angezündet und dann das Feuer wieder gelöscht ... Wir sind noch hier ... Aber wir können nicht lange bleiben ... Diese Dinger ... Sie kommen aus der Hölle oder ich weiß nicht ... von einem dunkleren Ort ... wenn es so einen Ort überhaupt gibt ...

Wir scheinen die Verbindung zu Elan und seinem Bruder verloren zu haben. Wir können nur hoffen und für ihre Sicherheit beten. Und nun ... nun erreichen uns Berichte von Chaos und Panik in der Stadt. Eine Mutter und ihre Tochter wurden im Lebensmittelladen zu Tode getrampelt, als Hunderte auf der Suche nach Wasser und anderen Vorräten das Geschäft stürmten. Wir möchten unsere Zuhörer daran erinnern, zu Hause zu bleiben und der Regierung die Arbeit zu überlassen, um weitere Tragödien zu vermeiden ... Moment ... was war das ... Ich höre da ... Ist das ein Zischen? Hört ihr das auch? Scheiße ...

Glyphen[ | ]

Gelbe Glyphen[ | ]

Lupe Hauptartikel: Glyphen

Foliant VIII - Befreiung führte Herausforderungen mit gelben Glyphen ein.

  • Wird eine solche Herausforderung ausgewählt erscheint eine gelbe Glyphe in der Prüfung mit welcher der entsprechende Überlebende kommunizieren muss um Fortschritt in dieser Herausforderung zu erzielen.
  • Beginnt der Überlebende mit der Glyphe zu kommunizieren, werden mehrere Fähigkeitschecks ausgelöst welche erfolgreich abgeschlossen werden müssen. Bei einem fehlgeschlagenen Fähigkeitscheck wird die Glyphe an eine neue Position auf der Karte teleportiert.


Kurzfilme[ | ]

Jake Park: Verbannung aus dem Königreich Jeffrey Hawk: Chaosfinger Mitternacht im Garten der Unendlichkeit: Logs, Geschichten und Notizen


Belohnungen[ | ]

Durch das Abschließen der entsprechenden Aufgaben der vier Stufen im Foliant erhält der Spieler folgende Glücksbringer:

Bild Name Beschreibung Stufe
FL 001 Vergessener Schrecken Dicke Schichten von Fäulnis und Verwesung machen es unmöglich, das Innere zu erkennen. STUFE I
FL 002 Aufkeimender Schrecken Das waren nicht einfach nur ein paar verrottende Seiten. Dies war eine Einladung zu einem Universum der Geschichten. STUFE II
FL 003 Lebender Schrecken Die Seiten hatten etwas Echtes an sich, als würden sie eine Art von Wahrheit enthalten. STUFE III
FL 004 Schundschrecken Die Geschichten waren schockierend, doch die Schrecken verbargen Antworten auf die Rätsel. STUFE IV

Trivia[ | ]

  • "Terra Arachna" bedeutet übersetzt "Spinnenerde" oder "Erde der Arachniden".

Trailer[ | ]

FOLIANTEN IN DEAD BY DAYLIGHT
FOLIANTEN

Foliant 1 - Das Erwachen Foliant 2 - Abrechnung Foliant 3 - Eskalation Foliant 4 - Verurteilung Foliant 5 - Entfesselt Foliant 6 - Abweichung Foliant 7 - Verlassen Foliant 8 - Befreiung Foliant 9 - Crescendo Foliant 10 - SAW Foliant 11 - Hingabe Foliant 12 - Uneinigkeit Foliant 13 - Boshaftigkeit Foliant 14 - Verrat Foliant 15 - Aufstieg Foliant 16 - Existenz Foliant 17 - Engagement Foliant 18 - Korrektur

EVENTFOLIANTEN Eventfoliant 1 - Der Mitternachtshain Eventfoliant 2 - Unheimliche Maskerade Eventfoliant 3 - Spuk in Dead by Daylight Eventfoliant 4 - Kalt bis auf die Knochen Eventfoliant 5 - Unheimliche Maskerade Eventfoliant 6 - Heiße Grillparty Eventfoliant 7 - Spuk in Dead by Daylight Eventfoliant 8 - Kalt bis auf die Knochen Eventfoliant 9 - Blutmond
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