Meine Kehle ist schon ganz ausgetrocknet vom Schreien. Ich gehe in meinem Schreibzimmer auf und ab. Hin und her. Ich kenne seine Abmessungen ganz genau.
Die Schreibmaschine starrt mich vom Schreibtisch aus an. Die leere Seite in ihr verhöhnt mich. Wenn ich könnte, würde ich das Ding durchs Fenster werfen.
Ich halte den Klicker fest in meiner Hand. Das Ding, das eine ganze Stadt gerettet und mich an diesem Dunkler Ort gefangen hat. Wie viele Seiten habe ich seither geschrieben? Wie viele Höllen musste ich durchleben, um die eine perfekte Geschichte zum Leben zu erwecken? Die eine Geschichte, die mir zur Flucht und zu meiner Rückkehr zu Alice verhelfen würde.
Ich weiß noch, wie Alice früher in mein Arbeitszimmer gekommen ist, eine Tasse Kaffee neben meine Schreibmaschine gestellt hat, mir einen Kuss auf die Wange gedrückt und mir eine gute Nacht gewünscht hat.
Alice.
Die Erinnerung ist wie Sand am Strand, der von der Flut mitgenommen wird. Mit jeder Ebbe und jeder Flut der Wellen der Zeit verliere ich mehr meiner Vergangenheit.
Alice, die durch die Tür kommt, eine Flasche Champagner in der Hand, um meinen ersten Buchvertrag zu feiern. Ihre Augen waren so voller Stolz. Ihre Augen ... ihre Augen ... welche Farbe hatten sie?
Wenn die Wellen die letzten paar Sandkörner mitgenommen haben, wenn nichts mehr von meinen Erinnerungen übrig ist, was wird dann von mir noch da sein?
Ich greife nach den Sandkörnern, die mir noch bleiben. Alice. Meine Bücher. Meine Wohnung in New York City. Mein Urlaub in Bright Falls.
Night Springs.
Ja. Ich war ein junger, unerfahrener Autor, als ich meinen Job bei Night Springs bekam. Eine meiner ersten Folgen handelte von einer heldenhaften Flucht. Ich habe meine Figuren solche Gefahren durchleben lassen, dass sich ihre Flucht wie ein großer Triumph angefühlt hat.
An die Schreibmaschine. An die Arbeit. Das ist sie. Ich muss mich nur an die Geschichte erinnern, genau wie ich sie vor so langer Zeit geschrieben habe. Dann werde ich frei sein.
Das Klappern der Tasten ist ein vertrauter Refrain. Er bringt Trost und Qualen gleichermaßen. Ich schreibe den Namen der Folge auf das leere Blatt:
Dead of Night.
Dead of Night 2[ | ]
„Die verfaulende Stadt zerfällt hinter ihnen, als sie durch den Wald laufen.
Ihre Flucht aus der Stadt war alles andere als einfach gewesen. Der Nebel kam immer näher und sie mussten entkommen. Was sie beschworen hatten, verfolgte sie nun. Nur vier von ihnen waren noch am Leben.
Doch die Heimat war immer noch weit entfernt, in einem anderen Reich, in einer anderen Dimension.
Und jetzt konnten sie nur laufen.
Eloise drückt Darrens Arm, der eng um ihre Schulter liegt. Der Schrecken hat ihn schwer verletzt und er wird verbluten, wenn sie ihn nicht nach Hause bringen können.
Adrian drängt die Gruppe, weiterzugehen, tiefer in den Wald hinein. Die Bäume um sie herum werden immer dichter und Michelle schreit auf, als ein Ast sie am Arm trifft. Die Bäume stehen eng beieinander und es gibt nur einen Weg durch den Wald.
Die Erde bebt und Eloise bleibt stehen. Sie stützt Darren schon so lange und er ist so, so schwer.
Irgendwo hinter ihnen brüllt der Schrecken hungrig. Er möchte sich an ihrer Not laben, an ihrem Kummer, an ihren Seelen.
Und er kommt immer näher.
Alan Wake sieht zu, während seine Figuren einen Ausweg suchen. Er sieht keinen. Die Bäume stehen dicht beieinander und lassen nur einen Weg frei, der in einer wabernden Nebelwand endet. Beim Anblick wird Alan ganz übel.
Sie müssen weg vom Nebel. Egal wie, sie müssen weg vom Nebel.
Adrian keucht und zeigt in die Richtung, aus der sie gekommen sind. Eine sich drehende und windende Silhouette verdeckt das wenige Licht, das noch vom Himmel ausgeht.
Alle können nur hilflos zusehen, wie sich der Schrecken nähert, immer näher, bis ...“
Dead of Night 3[ | ]
Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und blicke auf die Wörter auf der Seite. Es war schon immer ermüdend, ein Drehbuch auf einer Schreibmaschine zu formatieren, aber hier ist sie: Meine Folge von „Dead of Night“, so wie ich sie gesehen habe.
Ich konnte mich perfekt an jedes Detail des Drehbuchs erinnern. Die Fremden, die sich in einer verlassenen Stadt in einer Welt der ewigen Nacht wiederfanden. Die bröckelnden Ruinen, der Schrecken, der aus dem Boden kam. Die Jagd, der Wald, die Nebelwand ...
Allein der Gedanke an den Nebel lässt mich erschauern.
Ich konnte mich an alles erinnern – an alles, bis auf das Ende.
Ich balle die Hände zu Fäusten und blicke auf meinen Schoß. Das Ende ... das Ende ...
Meine Sinne erwachen, als ich an meine Zeit bei Night Springs zurückdenke. Ich kann die Zigaretten riechen, die in den Aschenbechern qualmen. Ich kann den lauten, verschleimten Husten der erfahrenen Drehbuchautoren hören, die an einem Tisch Ideen austauschen. Ich fühle die Unruhe in meiner Magengrube, das Zittern meiner Hände.
Ich war bei Weitem der Jüngste im Raum, aber ich war hungriger als sie. Ich war voller Eifer, verzweifelt, mir einen Namen zu machen.
Ich weiß noch, dass ich im Büro des Serienschöpfers saß, mir eine Reihe von Anmerkungen anhörte. Wie es sich angefühlt hat, das Drehbuch nicht gleich beim ersten Mal perfekt hinbekommen zu haben.
Ich weiß noch, dass ich Anmerkungen zum Ende bekommen habe. Das Ende ...
Hatte ich damals schon Probleme mit dem Ende? Habe ich deswegen jetzt auch Probleme damit?
Ich würde alles geben, um etwas lesen zu können. Das abgegriffene Taschenbuch mit Eselsohren, in dem ich blättern konnte, wenn ich nicht weiterwusste. Wie oft habe ich dieses alte Ding gelesen?
Wie hieß es noch mal?
Ich versuche, das Buch vor meinem inneren Auge heraufzubeschwören. Es hat kein Cover, nur Bilder von ...
Und in dem Moment fällt mir alles wieder ein.
Dead of Night 4[ | ]
Die verfaulende Stadt zerfällt hinter ihnen, als sie durch den Wald laufen.
Darren schreit vor Schmerzen und hält sich die blutende Wunde an der Seite, während Eloise ihn den Waldweg entlang zerrt. Die Erde bebt und Adrian gerät ins Straucheln, stößt gegen Michelle und beide stürzen in den Staub und den Schmutz.
Alan sieht zu und wartet.
Eloise und Darren erreichen die Nebelwand am Ende des Weges. Sie waren vor dem Nebel in der Stadt geflüchtet. Sie suchen nach einem anderen Ausweg.
Die Bäume stehen dicht beieinander.
Michelle krabbelt im Dreck herum und sucht ihre Brille. Doch stattdessen findet sie etwas, das sie aufschreien lässt – erst vor Angst, dann vor Freude.
Alle versammeln sich und staunen über ihre Entdeckung. Ein Buch, in Fleisch gebunden und voller uralter Symbole unbekannter Herkunft.
Das Gebrüll des Schreckens wird lauter. Michelle blättert in dem Buch herum, kneift die Augen zusammen, versucht, die Symbole zu entziffern. Sie kennt sich mit dem Arkanen aus. Sie weiß, dass das Buch ihnen bei der Flucht helfen kann. Sie muss nur den richtigen Zauberspruch finden und ihn laut aussprechen. All das ohne Brille.
Adrian keucht und zeigt in die Richtung, aus der sie gekommen sind. Eine sich drehende und windende Silhouette verdeckt das wenige Licht, das noch vom Himmel ausgeht. Alle schreien jetzt und flehen Michelle an, schneller zu lesen.
Ihre Finger halten auf einer Seite inne. Sie weiß nicht, ob es funktionieren wird, aber versuchen muss sie es. Sie liest die Worte laut vor, ihre Stimme durchschneidet die Luft wie rostige Klingen. Während sie spricht, erscheint eine große blaue Kugel rund um sie, die immer größer wird, bis sie explodiert und dann ...
Dead of Night 5[ | ]
Ich habe es geschafft. Ich habe mich an das Ende von „Dead of Night“ erinnert, genau so, wie ich es vor vielen Jahren geschrieben habe.
Aber warum hat es dann nicht funktioniert?
Das Drehbuch hat damit geendet, dass Michelle das Buch findet und den Spruch vorliest, der sie nach Hause bringt. Also warum bin ich dann noch hier?
Plötzlich rieche ich Zigarettenrauch und fühle mich wieder wie ein schüchterner, junger Schriftsteller.
Ich erinnere mich, wie der Serienschöpfer seine Zigarette ausdrückte. Wie er hinter seinem Schreibtisch hockte und mir mein Drehbuch entgegenschleuderte. Er bezeichnete das Ende als „Deus ex Machina“, meinte, dass das in Fleisch gebundene Buch aus dem Nichts käme. Ich hasste die Tatsache, dass er recht hatte.
Er wies mich an, es noch mal zu versuchen. Ihr Entkommen bedeutungsvoll zu machen.
Noch nie hatte ich mich so mies gefühlt wie an diesem Tag. So einsam. Das Leben vor Alice war immer so einsam gewesen.
Ich weiß noch, wie Alice immer neben mir auf dem Sofa gesessen und zugehört hat. Sie hat keine Vorschläge gemacht, nicht mein Ego gestärkt. Sie hat mich nicht davon abgehalten, mich selbst fertigzumachen, weil ich nicht gut genug war und meine Schreibblockade nicht überwinden konnte. Sie ist einfach nur dagesessen, bei mir. Hat zugehört.
Ich weiß noch, wie sie meine Hand gehalten hat.
Mehr musste sie nicht tun, um mich zu beruhigen. Um mein rasendes Herz zu beruhigen, das drückende Gefühl in meiner Brust zu lindern und meinen Geist wieder freizumachen für ...
Ich halte inne. Selbst jetzt hilft Alice mir.
Ich habe das Ende.
Dieses Mal habe ich es wirklich.
Dead of Night 6[ | ]
Die verfaulende Stadt zerfällt hinter ihnen, als sie durch den Wald laufen.
Eloise zerrt Darren den Waldweg entlang. Er schreit und hält sich die blutende Wunde an der Seite. Die Erde bebt und Adrian und Michelle stützen einander, um nicht zu fallen.
Sie haben das Ende des dunklen Wegs erreicht und Alan zittert beim Anblick der Wand aus schwarzem Nebel. Die Bäume stehen dicht beieinander. Der Schrecken kommt immer näher und brüllt dabei.
Alan weiß, was er tun muss, um die Folge zu beenden. Es ist dasselbe Ende, das vor Jahren ausgestrahlt wurde. Er hatte diesen Abend mit seinen Freunden gefeiert – welche Freunde? – und war damals so stolz gewesen. Er hatte eine Episode für Night Springs geschrieben!
Adrian keucht und zeigt auf die sich windende und schlängelnde Silhouette des Schreckens. Sie haben versucht, einen Ausweg zu finden, aber es gibt keinen.
Nur diese Nebelwand.
Der Serienschöpfer hat meine Hand geschüttelt und mir sein verschlagenes Grinsen geschenkt.
Zum ersten Mal habe ich mich wirklich wie ein Autor gefühlt.
Eloise nimmt Michelles Hand, diese die von Adrian. Eloise hilft Darren durch den Nebel und folgt ihm. Dann Michelle. Dann Adrian. Sie gehen durch den Nebel und sind nicht mehr zu sehen.
Das Ende. Fast.
Dead of Night 7[ | ]
Der Schrecken windet sich den Pfad entlang und brüllt lauter denn je. Alan knirscht mit den Zähnen. Er hat fast keine Zeit mehr und weiß das auch.
Die Nebelwand ruft ihn. Kalte Schweißtropfen sammeln sich auf seiner Stirn. So müssen sich Eloise, Darren, Michelle und Adrian gefühlt haben. Gefangen, mit nur einem Ausweg.
Aber wohin führt dieser Weg?
Eine letzte Erinnerung an seine Zeit bei Night Springs kommt ihm ganz deutlich. Er hatte bewusst ein nicht eindeutiges Ende geschrieben. Wohin führte der bedrohliche Nebel? In die reale Welt? Oder an einen noch viel schlimmeren Ort?
Alan steht vor dem Nebel und versucht, hindurchzusehen. Er weiß, dass er schnell handeln muss. Der Schrecken wird ihn jeden Moment erreicht haben.
Aber ich muss mir sicher sein. Ich brauche ein Zeichen.
Der kleine Lichtfunken blitzt so plötzlich und so hell durch den Nebel, dass Alan beim Anblick fast erschrickt.
Ein Licht im Dunkeln. Das Licht war immer für ihn da gewesen, schon seit Alice in Bright Falls verschwunden war. Das Licht war sein Wegweiser gewesen, sein Retter. Und hier ist es wieder.
Alan greift nach dem Nebel. Er ist warm und einladend. Wie ...
Alice’ Hand liegt warm in seiner. Sein rasender Herzschlag verlangsamt sich. Das drückende Gefühl in seiner Brust lässt nach.
Komm schon, muntert sie ihn lächelnd auf. Gehen wir spazieren.
Und für einen kurzen Augenblick ist sie da. Alan spürt sie neben sich, als er die Nebelwand durchquert. Er spürt die Sonne auf seinem Gesicht. Das allein ist schon ein Wunder. Ihm treten Freudentränen in die Augen. Es ist zu viel. Und es entgleitet ihm.
Alan entgleitet sich selbst.
Und aus Nebel wird Schatten.
Caleb Quinn: Erinnerungsfragmente[ | ]
ERINNERUNG 1428[ | ]
Caleb rast hinter dem Rücken seiner Mutter herum und rollt ein Holzrad auf einer provisorischen Metallachse durch die Gegend. In einer flüssigen Bewegung hebt sie den Fuß vom Pedal der Nähmaschine und greift nach der Tür.
Caleb! Geh draußen spielen!
Sie öffnet die Tür und der Junge flitzt mit voller Geschwindigkeit nach draußen. Er springt, links-rechts-links, links-rechts-links, und ahmt das Geräusch eines galoppierenden Pferdes nach.
Er stürmt die Straße entlang und wird erst langsamer, als er eine vertraute Stimme hört. Vater und ein anderer Mann reden mit lauten Stimmen.
Sein Vater kommt hinter der Ecke hervor und stolpert beinahe über Caleb. Was machst du denn hier draußen, Junge?
Ma hat mich rausgeschickt. Heute wieder keine Arbeit?
Sein Vater seufzt und schenkt ihm ein Lächeln. Nein, heute keine Arbeit. Und was ist mit dir? Hast du dein Buch gelesen?
Nein, Paps. Ich wollte, dass du mir vorliest.
Was hältst du davon: Wir gehen nach Hause und du liest mir vor. Paps kann dir ja nicht für immer vorlesen.
ERINNERUNG 1976[ | ]
Die Axt saust erneut herab, doch der Klotz bleibt an einem Stück. Trotz der beißenden Kälte tropft Schweiß von Calebs Braue.
Streng dich mehr an, mo buachaill.
Caleb wirft seinem Vater einen verzweifelten Blick zu. Er sieht sich den Rücken seines Vaters an: gekrümmt und gebrochen von Jahren harter Arbeit. Er beißt sich auf die Zunge.
Caleb holt noch einmal aus und spaltet den Klotz schließlich. Er packt die Stücke unter seinen Arm und greift mit der anderen Hand nach dem Arm seines Vaters. Führt ihn ins Haus.
Seine Mutter liegt im Bett. Er überprüft ihre Stirn, das Fieber lässt endlich nach. Sie schläft friedlich, also deckt er sie zu und legt etwas Holz im Kamin nach. Er füllt das heiße Wasser neben dem Bett auf und bringt die Kupferpfanne in Position, mit der er ihre Decke wärmt.
Caleb, kannst du mir etwas holen?
Ja, Paps.
Da, unter dem Bett. Leder.
Caleb sieht nach, findet es, zieht eine leichte Lederschürze hervor. Schlaufen sind am Gürtel befestigt, alle leer bis auf eine, in der ein rostiger alter Schraubenschlüssel steckt. Was ist mit deinen Werkzeugen passiert, Paps?
Die habe ich schon vor Jahren verkauft, mein Sohn. Waren hier draußen nutzlos. Besser, euch damit zu ernähren, als sie unter dem Bett vergammeln zu lassen. Caleb fährt mit seinen Fingern über den Schraubenschlüssel. Wirst du den auch verkaufen?
Nein, nimm du ihn. Wir werden dir beibringen, wie du ihn verwenden kannst. Vielleicht werden sich die Dinge hier verändert haben, wenn du erst ein Mann geworden bist. Außerdem ... den kauft mir sowieso keiner ab.
ERINNERUNG 2573[ | ]
Warten Sie, vor nicht mal fünf Minuten hat es noch funktioniert, Sir.
Bayshore blickt auf die seltsame Vorrichtung herab. Was meinen Sie, wie viele Männer dieses Gerät beim Schienenlegen ersetzen würde?
Caleb hört auf, die Kammer zu schmieren, und überlegt einen Moment lang. Ich bin mir nicht sicher. Ein Dutzend vielleicht. Aber wichtiger ist, dass es nie einen Fehler macht. Man bekommt jedes Mal dasselbe Ergebnis.
Kommen Sie herein, Herr Quinn. Sprechen wir hier drinnen.
Caleb folgt seinem Chef in ein luxuriöses Büro. Er sieht sich den gewaltigen Schreibtisch an, auf dem eine Miniatureisenbahn und ein Glasglobus stehen. Der Schreibtisch kostet wahrscheinlich mehr als alles, was Caleb besitzt. Er setzt sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs.
Herr Quinn, ich halte Sie für einen genialen jungen Mann. Sie stecken voller Potenzial. Ich habe meinen Kopf riskiert, damit Sie weiter bei uns arbeiten dürfen. Aber das habe ich nur getan, weil ich Großes von Ihnen erwarte. Ich will, dass Sie größer denken.
Es tut mir leid, Sir.
Sie müssen sich nicht entschuldigen, junger Mann. Aber diese Vorrichtung werden wir nicht kaufen, so leid es mir tut. Sprechen Sie mit Lee in der Werkstatt, er wird Sie einweisen.
Caleb steht auf und greift nach der Nagelmaschine.
Die können Sie ruhig hier lassen, junger Mann. Gehen Sie zu Lee, schnell!
ERINNERUNG 2639[ | ]
Blut strömt aus Bayshores Magen und besudelt seinen Teppich. Sein Gesicht ist geschwollen, entstellt. Er spuckt einen Zahn aus und blickt Caleb direkt ins Gesicht.
Dafür wirst du hängen.
Das reicht, um Calebs Wut zu vertreiben, die ihn übermannt hatte. Er war hergekommen, um Bayshore zur Rede zu stellen. Seit Monaten hatte er ihn ermutigt, zu neuen Erfindungen angespornt, nur um ihm dann mitzuteilen, dass sie unpraktisch waren. Um die Patente dann für sich selbst anzumelden. Sie für Tausende Dollar zu verkaufen.
Bayshore hustet und mehr Blut tropft auf die Wunde in seinem Bauch. Er greift nach dem Schienennagel, der ihn an seinen gewaltigen Schreibtisch fesselt, zieht schwach daran, gibt dann auf.
Caleb will etwas sagen, will Bayshore klarmachen, dass es gar nicht ums Geld geht, aber er findet die richtigen Worte nicht. Selbst derart übel zugerichtet, dass er am Boden verblutet, weckt Bayshore nur Wut in ihm. Die ganze Zeit hat er Caleb eingeredet, wie glücklich er sich schätzen sollte, überhaupt einen Job zu haben, angesichts seiner Herkunft. Die ganze Zeit hat er ihm erzählt, dass er auf dem Holzweg war. Alles nur Manipulation.
Endlich gelingt es den Sicherheitsmännern, die schwere Eichentür aufzubrechen. Sie drücken Calebs Gesicht auf den Schreibtisch, fesseln ihn. Der Arzt der Stadt ist ebenfalls dabei und versorgt Bayshore bereits.
Calebs Gesicht ist jetzt ganz nahe bei Bayshores Gesicht und nun findet er die Worte, die er ihm zuflüstert, bevor er weggezerrt wird.
Wenn du daran verreckst, ist es das wert, dafür am Galgen zu baumeln.
ERINNERUNG 2781[ | ]
Der Gefängnisdirektor meinte, ich kann euch beide mitnehmen.
Die Männer in den Zellen neben Calebs waren die beste Gesellschaft, die man sich an so einem Ort wünschen konnte. Rory hat bei einem Arbeiteraufstand in einem Kohlebergwerk einem Gesetzeshüter eine verpasst, aber sonst ist er ein schüchterner und sanftmütiger Riese, kaum 20 Jahre alt. Declan hingegen ist sehr beliebt (so sehr man das an einem solchen Ort denn sein kann) und dank seiner Redegewandtheit ist er bei allen Gangs im Gefängnis hoch angesehen. Die zwei haben Caleb schon mehrmals ausgeholfen und nun ist es Zeit, sich zu revanchieren. Declan antwortet – natürlich – als Erstes.
Du verarschst uns doch. Die werden uns einfach gehen lassen?
Nicht in die Freiheit. Aber wir können einen Teil unserer Strafe abarbeiten. Wir müssen nur ein paar böse Jungs reinholen.
Ein Wächter verpasst jedem von ihnen Handschellen und führt sie dann aus ihren Zellen zum Büro des Gefängnisdirektors. Sie sitzen im kargen Zimmer und der Direktor klärt sie auf.
Für jeden Mann, den ihr mir bringt, wird eure Strafe um einen Monat verkürzt. Ich will sie lebend. Betrachtet es als eure Buße.
Und was hält mich davon ab, einfach abzuhauen?
Caleb wendet sich Declan zu und sieht ihn ernst an.
So läuft das nicht.
Der Direktor überreicht Caleb ein Dokument. Die drei sehen es sich genau an. Rory formt die Worte darauf langsam mit den Lippen. Es hat lange gedauert, aber so langsam schlägt Calebs Leseunterricht an.
Colo... Colorado? Ist das nicht ganz schön weit weg?
Ein Ritt von ein paar Tagen. Nehmt euch Pferde und ein paar Dollar für die Reise. Ihr müsst gleich heute aufbrechen. Und wenn das funktioniert, bekommt ihr vielleicht ein paar zusätzliche Männer.
Caleb prägt sich alles auf dem Dokument ein und steckt es dann in seine Tasche. Die drei stehen auf, bereit, mit der Arbeit loszulegen.
Eine Sache noch, Quinn. Ich musste meine Beziehungen spielen lassen, aber ich konnte dir das hier besorgen.
Der Gefängnisdirektor legt seine Nagelpistole auf den Tisch. Declan kann beim Blick darauf kaum ein Lachen unterdrücken.
Wie nennst du das, Chef?
Bayshore muss sterben.
ERINNERUNG 6018[ | ]
Die Hellshire-Bande reitet hinter ihm, außergewöhnlich still, sogar Declan.
Sie sind seit vielen Tagen unterwegs und erschöpft. Die Bergwege sind unbarmherzig. Aber das hier muss es sein.
Die Hauptstraße ist leer. Einige Stadtbewohner sind im Theater, aus dem Gelächter und Musik dringt. Die anderen haben bestimmt einen guten Grund, sich zu verstecken. Caleb bindet sein Pferd vor dem Saloon im Ort fest, Rory und Declan tun es ihm gleich.
Sie spüren Dutzende Blicke auf sich, als sie den Laden betreten. Sie setzen sich an den Tisch gleich bei der Tür. Rory sieht Caleb bittend an. Nur einen Drink. Caleb schließt die Augen und schüttelt den Kopf. Zuerst das Geschäftliche.
Bleibt ihr länger oder seid ihr nur auf der Durchreise?
Caleb sieht den Barkeeper an, ein gebrechliches Männlein mit dünnem Schnurrbart. Nur ein kurzer Halt, hoffe ich. Vielleicht kannst du uns helfen, ihn noch kürzer zu halten.
Er zieht das zerknitterte Stück Papier aus seiner Tasche. Rodrigo Sandoval. Hat die Stadt wegen Schulden verlassen. Der Bartender liest den Namen auf dem Steckbrief, sieht die bedrohliche Waffe auf Calebs Rücken und wird bleich. Unauffällig deutet er auf einen Tisch weiter hinten.
Caleb steht auf und nähert sich dem Tisch. Drei Männer spielen Karten, die anderen beiden lehnen sich in ihren Stühlen zurück.
Wer von euch ist Sandoval?
Ein paar der Männer greifen nach ihren Waffen, aber Rorys und Declans Pistolen sind schon auf ihre Köpfe gerichtet. Keiner sagt ein Wort.
Das muss hier nicht blutig enden, Freunde. Wir sollen ihn lebend mitnehmen.
Der Mann in der Mitte springt auf und versucht, Caleb anzugreifen. Er stolpert ungeschickt über ihn, rollt über den Boden und läuft auf die Tür zu. Rory und Declan erschießen die anderen Männer, bevor sie überhaupt ihre Hände an den Waffen haben.
Rodrigo hat es kaum zur Tür geschafft, als ein furchtbares Krachen zu hören ist. Der Nagel durchbohrt seinen Oberschenkel und der Mann brüllt vor Schmerzen. Ein Ruck an der Kette lässt ihn zu Boden stürzen.
Declan wendet sich dem Barkeeper zu und hält ihm die Einsätze aus dem Kartenspiel hin. Hättest du vielleicht etwas Reiseproviant für uns?
ERINNERUNG 4269[ | ]
Caleb und Rory reiten an den Stadtrand, durch das Blutbad und die Eingeweide, der strahlende Vollmond ist ihre einzige Lichtquelle. Sie finden einen passenden Ort: ruhig, nette Aussicht, kleine Kakteen, die in der Nähe wachsen. Caleb reicht Rory eine Schaufel und die zwei beginnen, die harte, trockene Erde aufzugraben.
Die Sonne lugt über den Horizont, als sie fertiggegraben haben. Caleb legt Declans verstümmelten, durchlöcherten Leichnam in das Grab. Sie schütten Erde auf ihn und legen eine kleine Markierung darauf, einen Haufen schwerer Steine. Rory hustet, vielleicht von dem ganzen Schießpulver, vielleicht von den unterdrückten Tränen. Seine Stimme ist noch leiser als sonst.
Sollen wir etwas sagen?
Caleb blickt auf das frische Grab hinab.
War nie gut mit Worten. Das war Declans Stärke.
Die zwei stehen einen Moment lang schweigend da. Caleb zählt im Kopf ab, wie viele Männer sie verloren haben. Sieben ... nein, acht. Seit die Hellshire-Bande gewachsen war, war es schwierig, den Überblick zu behalten. Jetzt aber nicht mehr. Declans Körper war der einzige gewesen, von dem überhaupt genug übrig geblieben war, um ihn zu begraben.
Eine kühle Brise weht über die Grabstätte, nimmt den letzten Rest der kalten Nacht mit und macht Platz für die Sonne, die jetzt wieder die Erde versengen kann. Der Wind weht eine Zeitung durch die Gegend, sie verfängt sich an Rorys Bein. Er greift danach, hebt sie auf, versucht angestrengt, die Worte zu lesen.
Hey, Chef. Steht da das, was ich glaube?
Caleb greift nach der Zeitung und liest die Schlagzeile laut vor.
Henry Bayshore kauft die Strafanstalt Hellshire.
Jeder Muskel in seinem Kopf zieht sich zusammen und brennt. Seine Hand zittert, als er die Zeitung nimmt und seinen Daumen durch das Bild von Bayshore stößt.
Sattle auf. Wir reiten los.
Verborgen und unbekannt: Das Haus Arkham[ | ]
Geschichten aus dem Horror: Durch die dunkle Leere. 3[ | ]
In der endlosen und chaotischen Leere starrte Jaden in einen gigantischen Augapfel, der mit seinen gewaltigen Tentakeln auf den Festungspanzer zukroch. Er zitterte, als einer der Tentakel den Leichnam einer namenlosen Kreatur packte und ihn sich vor die dunkle Netzhaut hielt. Der Augapfel schien den Kadaver zu untersuchen, als sich die Netzhaut plötzlich öffnete und gebogene, schiefe Zähne wie unheimliche Schwerter preisgab. „Oh Scheiße“, murmelte er ungläubig und stolperte zurück. Schnell fand er wieder sein Gleichgewicht, wandte sich Haley zu und fragte: „Was tun wir jetzt? Hast du das Ding gesehen? Es kommt uns holen.“
Haley beobachtete den surrealen Riesenaugapfel durch das kleine Fenster und atmete langsam und bedächtig aus. „Ich glaube, davon habe ich gelesen ...“ Sie sah das Wesen lange an, als wolle sie ein längst vergessenes Rätsel lösen. „Ich habe in einem der Folianten, die wir gefunden haben, darüber gelesen. Es ist ein Geschöpf aus dem Abgrund, einer der großen Riesen. Dieser hier ... sein Name war ... Iggothuul ... und er wird von Licht angelockt ... oder Furcht ... oder war es Licht und Furcht?“
„Was denn jetzt?“
„Ich kann mich nicht erinnern“, sagte sie und sah zu der widernatürlichen Kreatur, die sich ihnen langsam näherte. „Ich bin mir nicht sicher, welche Version der Geschichte wahr war.“
„Dann gehen wir mal davon als, dass alle wahr waren!“ Mahan wandte sich dem Steuerpult zu und zog an mehreren Hebeln, um die Lichter auszuschalten.
Aber nichts passierte.
Die Generatoren wurden nicht heruntergefahren. Die Lichter flackerten und schienen heller zu leuchten, wie um ihn zu verhöhnen. Und Iggothuul blieb nicht stehen und zögerte nicht auf seinem Weg zu ihnen.
Mahan überlegte schnell, wandte sich um und trat mit aller Kraft gegen die Generatoren. Aber wieder wurden die Lichter nur heller, als würden sie sich weiterhin über ihn lustig machen. Da wurde Mahan klar, dass er den falschen Mechanismus anvisiert hatte. Er sprang nach vorne, um die Behälter zu zerstören, die mit den Generatoren verbunden waren und in denen sich der seltsame, organische Treibstoff befand. Das Glas zerbarst und die stinkende schwarze Flüssigkeit ergoss sich auf den Boden. Winzige, fischähnliche Wesen zuckten darin herum. Einen Augenblick später stellten die Generatoren ihr Zucken, Stampfen und Blubbern ein. Die Lichter gingen an und aus und verblassten langsam zu völliger Dunkelheit.
Plötzlich hielt Iggothuul inne, aber die Netzhaut schien auf sie fixiert zu sein.
Da spürte Haley Jadens zitternde Schulter neben ihrer. Sie stieß ihn leicht an und flüsterte: „Hör auf zu zittern, J-J. Es ist noch nicht vorbei.“
„Ich versuche es ja.“
„Streng dich mehr an“, befahl Mahan und näherte sich dem kleinen Fenster. „Ich glaube, es spürt die Angst ...“
Iggothuul kam noch näher und starrte sie an. Die gewaltigen Tentakel sonderten leuchtend blauen Schleim ab und schlitterten wie hungrige Aale auf dem Festungspanzer herum.
„J-J ... bitte ... beruhige dich ...“
„Das ist Cthulhu, gottverdammt! Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen!“
Haley atmete beruhigend aus. „Versuch, nicht daran zu denken. Schließ einfach die Augen und denk an ... Schafe ... zähl Schafe oder so ...“
„Schafe?“ Jaden konnte nicht glauben, was er da hörte, aber er nahm sich ihren Vorschlag zu Herzen und schloss die Augen. Vor seinem inneren Auge sah er Schafe, die auf einer friedlichen Wiese grasten, untermalt von einer sanften, beruhigenden Melodie, die er mal in einem Aufzug gehört hatte. Doch dann verstummte die Aufzugmusik plötzlich. Die Schafe hörten auf zu fressen und sahen zum Himmel hoch, als Iggothuul aus dem wabernden Nebel auftauchte. Mit einem schrecklichen Kreischen schnappte sich der furchterregende Riese alle Schafe mit seinen Tentakeln und stopfte sie sich in seinen hungrigen, geifernden Schlund, wo er Schädel, Knochen und blökende Köpfe zermalmte.
Sofort riss Jaden die Augen auf. „Es funktioniert nicht! Ich denke nur an ...“
Iggothuul unterbrach ihn mit einem lauten Brüllen und bearbeitete den Boden weiterhin mit seinen rasenden Tentakeln.
Jaden hörte auf zu atmen und blinzelte, als hätte er gerade eine Leichenhalle betreten.
Alle drei beobachteten die monströse Kreatur und versuchten, aus dem schlau zu werden, was sich vor ihnen abspielte. Iggothuul ließ davon ab, auf den Boden einzudreschen, und stand einen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, reglos da. Unter den erleichterten Blicken der drei kehrte Iggothuul dann langsam um und schlängelte sich davon. Er stopfte sich Gerümpel, Knochen und Kadaver in sein Maul, während er durch die endlose Wüste davonzog. Sie blickten dem Wesen nach, als es in dichten Wolken aus Insekten und formlosen Vogeldingern verschwand.
Nach langem Schweigen lachte Jaden nervös.
Mahan klopfte ihm auf den Rücken. „Wir haben wohl Glück, dass es nur von Licht angelockt wird.“
Jaden sah Haley an. „Sag mir nie wieder, ich solle Schafe zählen!“
Auf Haleys Gesicht machte sich ein Lächeln breit und sie wollte gerade loslachen, als sie seltsame Wesen hörte, die wie Neugeborene in dem dickflüssigen Schlamm heulten, der aus den Behältern geflossen war. Jaden folgte ihrem ernsten Blick und kippte fast um bei dem, was sich vor ihm abspielte. Vor lauter Schrecken und Panik fragte er krächzend:
„Kann mir bitte jemand erklären, was ich da gerade sehe?“
ARCUS 10 187[ | ]
Ich kämpfe mich schon seit Wochen durch die Leere, vielleicht auch länger. Leichen über Leichen und entsorgte Reiche, so weit das Auge reicht. Es scheint viel schlimmer als jede Version von Barras Geschichte, die ich gelesen habe, und dieses ständige Gefühl der Bedrohung ist überwältigend. Langsam beginne ich daran zu zweifeln, dass jemand je von diesem Ort entkommen ist.
ARCUS 732[ | ]
Ein Anwalt bietet Dwight Millionen, um einen Vergleich mit dem Unternehmen auszuhandeln. Er erwidert, dass er zufrieden ist, wenn er ein Entschuldigungsschreiben dafür erhält, dass sie einen bekannten Missbrauchstäter eingestellt und unterstützt haben. Sie halten nichts von dieser Forderung. Sie würden lieber Millionen von Dollar bezahlen, als sich zu entschuldigen. Dwight lehnt das Angebot ab. Ich muss zugeben, dass ich das nicht von ihm erwartet hätte. Aber so viele Personen, die ich über Jahre hinweg in unterschiedlichem Maße beobachtet habe, haben meine ursprünglichen Einschätzungen von ihnen wieder widerlegt. Das macht sie wohl menschlich. Die Widersprüche. Dwight hätte vermutlich das Geld nehmen und sich absetzen sollen. Dann hätte er nicht diese ganzen simplen Jobs in seinem Leben ertragen müssen. Aber dann hätte es auch keinen Elefantenvorfall im Zoo oder den Kojotenvorfall gegeben, als er überfahrene Tiere einsammeln musste. Und auch nicht die Sache, als er diese Metalband in der Limousine durchs Land chauffierte. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich doch froh, dass Dwight das Geld nicht genommen hat. Ich finde seine Erinnerungen unterhaltsam, manche sogar zum Totlachen.
ARCUS 10 202[ | ]
Ich habe das bisher sonderbarste Reich betreten. Ein geläutertes Reich, in dem die Menschen in Kartons gekleidet sind und in Häusern aus verfaulten Süßigkeiten und schimmligem Junkfood leben. Es schreit förmlich nach Zzzltryks. Ich habe ein schimmelndes Lebkuchenhaus umgetreten und das Gebäude hat sich sofort in einen schimmernden blauen Energiewirbel aufgelöst. Ich frage mich immerzu, wo diese verrückte Entwicklerin herkommt und warum ich so wenig über sie in den Geschichten erfahre. Ihre Fähigkeiten, diese Dimension zu verändern und alles entstehen zu lassen, was ihr einfällt, lässt mich vermuten, dass sie aus einer hochentwickelten Welt kommt, die meiner nicht so unähnlich ist. Vielleicht sogar noch höher entwickelt. Eines ist sicher. Zzzzl versteht die Verknüpfung von Gedanken und Gefühlen, um sie in der Realität zu manifestieren. Sie hat sogar Möglichkeiten gefunden, ihre Geheimnisse im Blut ihrer Schöpfungen zu verbergen. Vielleicht ist sie sogar eine der Unbekannten, die unzählige Geheimnisse in den ganzen Reichen verborgen haben.
ARCUS 42[ | ]
Jene, die als die Unbekannten bezeichnet werden, sind durch das Alte gereist und haben auf seltsame Weise geheimes Wissen in den Reichen versteckt. Es heißt, dieses Wissen sei im Nebel verborgen, in den Gebäuden und sogar im Blut der Wesen dort. Ihre Bedeutung ist nur schwer zu entziffern. Klar ist nur, dass die Unbekannten relativ problemlos durch die Reiche reisen können. Allein die Fähigkeit, sich zwischen den Reichen zu bewegen, wäre ein praktisches Geheimnis, selbst wenn ich dafür eine dieser schrecklichen Kreaturen häuten muss, die den Nebel bewohnen.
Der großartige Maurice 2.[ | ]
Ich habe mich in eine heikle Lage gebracht. Irgendwie bin ich in eine einstürzende Scheune in einem Stall voller fauligem Heu geraten. Ich habe mir den Stall mit mehreren anderen Pferden geteilt und mit ein paar verrückten Schweinen und Hunden. Ich hätte der Ackergaul werden sollen, aber ich war noch zu jung und meine Beine waren einfach noch nicht bereit für so eine Arbeit. Der Bauer machte mich immer an dieser kalten Metallvorrichtung fest, die sich in meine Haut schnitt. Ich musste sie ziehen, damit er mich nicht verprügelte oder die Hunde auf mich hetzte. Tja, das war nicht fair, und ein Hund ist Roy, einem alten Pferd mit den besten Witzen, die du je hören wirst, so dumm gekommen, dass Roy ihm die Zähne ausgetreten hat. Sie sind regelrecht zersplittert, sodass er sie nicht mehr gegen mich oder irgendein anderes Tier einsetzen konnte. Hat ihm sogar den Hals gebrochen. Bauer Jo hat Roy geschlagen, bis sein Arm zu müde wurde und er von dem ganzen Alkohol, den er sich hinter die Binde gekippt hatte, in Ohnmacht fiel. Bauer Jo machte aus jeder Mücke einen Elefanten und wir haben alle regelmäßig eine Tracht Prügel bekommen. Gemeiner, nutzloser Dummkopf. Aber zum Schluss hat er es mit gleicher Münze heimgezahlt bekommen. Ich habe die ganze Sache durch einen Riss im Stall mitangesehen. Ich weiß nur noch, dass ich zugesehen habe, wie Jo meine Freundin Betty verdroschen hat und den Hunden zugebrüllt hat, sie sollen sie leiden lassen. Sie war müde und ausgekühlt und ich dachte mir, dass die Hunde lieber auf Jo losgehen sollten anstatt auf Betty. Und das Lustige daran war: Nachdem ich das gedacht hatte, haben die Hunde gar nichts gemacht. Absolut nichts. Und er wurde immer wütender. Dann ging er mit seiner Peitsche auf die Hunde los und dann habe ich es getan. Ich habe mir gewünscht, dass ihm einer der Hunde einfach eine Lektion erteilen würde. Und schon wandte sich einer der Hunde gegen Bauer Jo, biss ihn ins Bein und riss ihm ein schönes Stück Fleisch heraus. Jetzt kreischte und schrie Jo und versuchte, aufzustehen. Aber die Hunde umzingelten ihn und griffen ihn an, und aus dem Kreischen und Schreien wurde bald ein Gurgeln und aus dem Gurgeln bald Stille. Dann kam einer der Hunde zu uns und befreite uns. Uns alle. Auf meinem Weg nach draußen hörte ich eine Reihe von Schüssen und Jaulen. Plötzlich huschten alle Tiere in alle Himmelsrichtungen davon – zur Weide, zum Fluss und ich galoppierte in den Wald. Ich galoppierte an den Bäumen und Sträuchern vorbei und blieb erst stehen, als ich bemerkte, dass jemand mir folgte. Da sah ich, dass ein Wurf Welpen mich verfolgt hatte. Ich sagte ihnen, sie sollen abhauen und zu ihrer Mami gehen. Ich verscheuchte sie und setzte meinen Weg durch Flecken aus Schatten und Licht fort, aber immer wenn ich einen Blick zurückwarf, waren sie da, stolperten über Büsche und Baumstämme oder versuchten, sich vor meinem wütenden Blick zu verstecken. Ich sagte ihnen, sie sollten mich gefälligst nicht mehr verfolgen.
Saga des roten Kranichs. Geheimnisse der Unbekannten.[ | ]
Saku flüsterte Maurice eine Warnung zu, als sie über die Pflasterstraßen eines mittelalterlichen Dorfes ritten. Ein strahlend roter Mond prangte am Himmel und warf ein unheimliches Licht auf die Ansammlung von bröckelnden Steinhäusern. Kleine Kochfeuer flackerten im Dorf und Töpfe voll Blut kochten in der Dunkelheit. Rotes Blut und andere Flüssigkeiten, die von einem Haufen Leichen abgezapft worden waren, die aufgestapelt verwesten. Im Haufen erkannte sie mehrere Mitglieder des Clans der schwarzen Schlange, zerrissen, zerfleischt und fast von Maden verspeist, angekaute und verfaulende Überreste von Männern und Frauen, wie sie es in einem der Folianten gelesen hatte.
Das war der Ort.
Das war eindeutig der Ort.
Anhänger der schwarzen Schlange waren auf der Suche nach den verborgenen Geheimnissen der Unbekannten hierhergekommen, um diese in ihren Schriftrollen festzuhalten, und hatten dabei durch die Klauen von bissigen Wesen ihr Ende gefunden, an die sie nicht denken wollte.
Vampire.
Sie verachtete Vampire in jeder Form, die es in den unzähligen Reichen gab.
Nun bedeutete Saku Maurice, langsamer zu werden, weil sie im Dorf nach Zeichen oder Symbolen der Unbekannten suchen wollte. Geheime Symbole, von denen sie in einem der vielen Folianten gelesen hatte, die sie aus den verlassenen Türmen gerettet hatte. Aus diesen gesammelten Geschichten konnte sie viele Geheimnisse dieser seltsamen und schrecklichen Dimension erfahren, in der sie gefangen war und aus der sie so verzweifelt entkommen wollte. Sie hatte die Geschichten, die Erinnerungen und Anmerkungen gelesen und war sicher, dass sie im richtigen Dorf war, dem Dorf der Vampire, in dem die Unbekannten geheimes Wissen zur Beeinflussung des Nebels versteckt hatten.
„Nimm dich vor den Vampiren in Acht“, flüsterte Saku.
„Vampire?“, fragte Maurice. „Wie meinst du das, Vampire? Du hast nichts von Vampiren gesagt. Sprechen wir von denen, die eher Menschen ähneln, oder von denen, die wie Riesenfledermäuse aussehen?“
„Die, die wie Bestien aussehen ... Bestien mit Flügeln.“
„Maaaann ... Da haben wir den Salat. Ich hasse ...“
Ein plötzlicher Aufschrei ließ ihn verstummen, als sich gewaltige geflügelte Wesen mit funkelnden, rasiermesserscharfen Zähnen aus den Schatten auf sie stürzten. So schnell, dass man sie kaum sehen konnte, sprang Saku in die Luft und ihre Klinge leuchtete auf, als sie Klauen, Gliedmaßen und Köpfe auf den Boden regnen ließ. Bei ihrer Landung blieb ihr keine Zeit, nachzudenken. Sie hatte nicht mal Zeit, zu atmen. Todbringende Klauen sausten über ihren Kopf, als sie den wilden Angriffen auswich und sie mit strategischen Schlägen konterte, die ihre Angreifer in Stücke schnitten. Als sie sich umwandte, sah sie, wie Maurice einen Vampir angriff, der doppelt so groß wie er war. Sofort raste sie auf sie zu, als der letzte Vampir Maurice gegen eine Steinmauer warf. Der Vampir fauchte Maurice an und wandte sich dann plötzlich Saku zu, um sie mit seinen rotglühenden Augen anzufunkeln.
Saku wurde langsamer. Sie hielt dem Blick des Vampirs stand, der versuchte, sie mit einem Brüllen einzuschüchtern, aber ...
Mit einem Zucken ihrer Klinge ...
wurde das Brüllen durch einen brutalen Hieb mit kaltem Stahl unterbrochen.
Blut spritzte wie aus einem Geysir, als der Vampir zu Boden fiel und sich die Kehle hielt.
Saku schüttelte Bluttropfen von ihrem Katana, als sie zusah, wie der Vampir seinen letzten Atemzug tat. Dann blickte sie sich im Dorf um und fragte sich, wo die Unbekannten wohl ihre Geheimnisse versteckt hatten. Sie sah keine Markierungen. Sie hatte keine Anhaltspunkte. Aber sie wusste, dass sie das Wissen auf so vielfältige Weise versteckt hatten, dass es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich war, den Überblick zu behalten. In diesem Moment hatte Saku eine Idee und erinnerte sich an ein Detail aus einer der Geschichten, die sie gelesen hatte. Sie hockte sich hin und zog mit ihrer Klinge die Haut vom Arm des Vampirs ab. Sie hatte erwartet, leuchtende Symbole im Fett und Fleisch zu sehen, aber sie fand nichts.
Seufzend stand sie auf und sah zu der Ansammlung von Häusern im dichter werdenden Nebel. Maurice kam zu ihr und wollte gerade etwas sagen, als sie einen Finger hob, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie blickte geradeaus und hörte Geräusche, die nur ihre aufmerksamen Ohren wahrnehmen konnten: das Kratzen von Klauen auf Stein, das leise Klappern von Zähnen, das Knirschen eines Steins unter einem Fuß und das Murmeln von Vampiren, die sich in ihrer fremdartigen Sprache unterhielten. Als sie einen kleinen Schritt nach vorne machte, erkannte sie, dass der erste Angriff nur ein Test gewesen war.
Instinktiv hielt Saku ihr Katana bereit, während sie in die Schatten blickte. Als sie ihren Blick senkte, griffen die Vampire an, aber ...
nicht schnell genug.
Visuelle Erinnerungen[ | ]
Alan Wake: Dead of Night[ | ]
ALAN WAKE Dead of Night
ALAN WAKE Dead of Night
ALAN WAKE Dead of Night
Caleb Quinn: Erinnerungsfragmente[ | ]
CALEB QUINN 7612
CALEB QUINN 89298
CALEB QUINN 1044
Verborgen und unbekannt: Das Haus Arkham[ | ]
DER ROTE KRANICH 1217
DER ROTE KRANICH 1278
DER ROTE KRANICH 1421
Kurzfilme[ | ]
Alan Wake: Dead of Night
Verborgen und unbekannt: Das Haus Arkham
Belohnungen[ | ]
Durch das Abschließen der entsprechenden Aufgaben der vier Stufen im Foliant erhält der Spieler folgende Abzeichen und Banner:
Bild
Name
Beschreibung
Stufe
Alter Schraubenschlüssel
Ein alter, rostiger Schraubenschlüssel. Ein Geschenk.
STUFE I
Handfesseln
In Ketten gelegt.
STUFE II
Calebs Landschaft
Caleb zieht durch den mittleren Westen.
STUFE III
Harpune
Die Harpune des Todesboten liegt auf einem Holzboden.