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Foliant 15 - Aufstieg ist der Foliant zum 15. Spalt in Dead by Daylight welcher am 18. April 2023 veröffentlicht wurde.

Entdeckt die Geschichten der Schädelhändlerin, von Thalita und Renato Lyra. Lacht dem unbekannten Bösen neben dem unvergleichlichen Ash Williams ins Gesicht. Kommt im Spalt und darüber hinaus voran und schließt brandneue Gameplay-Herausforderungen ab, um postapokalyptische kosmetische Gegenstände und Glücksbringer freizuschalten. All das erwartet euch im Archiv.

Überblick[ | ]

Die Charaktere dieses Folianten sind Renato Lyra, Thalita Lyra und Adriana Imai aka Die Schädelhändlerin.

Tagebucheinträge und Erinnerungen[ | ]

Thalita & Renato Lyra: Erinnerungsfragmente[ | ]

ERINNERUNG 2876[ | ]

IconHelp archivesLog Sie hatte noch nie etwas so hoch fliegen gesehen. Oder so tief fallen.

Onkel Inacio jubelt mit dem Rest der Menge. Die Ohren der jungen Thalita hallen von dem Geräusch wider, aber sie behält den fallenden Drachen im Blick. Er sieht aus, als würde er tanzen und beim Abstieg im Wind wirbeln.

Der Kampf war das Highlight des Tages. Ab dem Moment, in dem die zehn Teilnehmer ihre Drachen in den Himmel geworfen hatten, herrschte Spannung. Die Anfeuerungen kamen in Wellen, während sich die Leinen verhedderten und ein Drache nach dem anderen herunterfiel. Die Stille überraschte Thalita, als sich die Teilnehmer auf dem Feld auf zwei Männer verringert hatten: ein Teenager aus Botafogo und Onkel Inacio.

Mama und Papa umarmen Inacio so fest, dass sie gar nicht bemerken, dass der kleine Renato in Mamas Armen weint. Inacio strahlt mit demselben Funkeln in seinen Augen, das Thalita schon aufgefallen war, als er seinen Drachen heute Morgen zusammenbaute. Sie sieht zu, wie Inacio zum Teenager spaziert und seine Hand schüttelt. Der Junge lächelt.

Natürlich lächelt er. Er ist unter Freunden und Gleichgesinnten an einem schönen, sonnigen Tag im schönsten Land der Welt und feiert. Dem Jungen ist es egal, dass er verloren hat. Es sind die Menschen in unserem Umfeld, die zählen.

Thalita blickt über die Menge und sieht, wie der Drachen des Jungen sanft auf dem Boden landet.

ERINNERUNG 9409[ | ]

IconHelp archivesLog Seine Hände sind unruhig. Er will nur einen Drachen steigen lassen oder an dem Rätsel in seinem Schlafzimmer arbeiten. So viel Gerede. Es ist nutzlos. Es ist langweilig. Wir sind doch hier, um Drachen fliegen zu lassen, nicht um zu reden.

Renato sieht zu den anderen Kindern. Keines ist so unruhig wie er. Sie wechseln nicht von einem Bein auf das andere oder sehen sich um. Es ist so seltsam, wie sie so ruhig dastehen und Thalita zusehen können, wie sie Drachenentwürfe präsentiert. Und sie sehen nicht nur zu. Sie hören auch zu. Sie hören wirklich zu.

Aber die Leute hören Thalita immer zu. Sie hören sich ihre Gedanken an, sie lachen über ihre Witze, sie unterhalten sich mit ihr und sie laden sie zu Dingen ein. Erwachsene, Kinder, alle. Renato hat mal einen ihrer Witze selbst ausprobiert. Niemand hat gelacht.

Er betrachtet nicht mehr die anderen Kinder, sondern beobachtet seine Schwester. Sie ist etwas Besonderes, selbst unter den Kindern in ihrem Alter. Er sieht ihr in die Augen und sie lächelt. Er lächelt zurück, ein trauriges Lächeln. Er weiß, egal, wie sehr er es probiert, niemand wird ihn je so ansehen, wie sie sie ansehen.

Endlich beendet Thalita ihre Präsentation und es wird Zeit, ihre Drachen in den Wind zu werfen. Es ist ein schöner, sonniger Tag, hell selbst durch seine Sonnenbrille. Er hört, wie einige der Kinder jammern, dass es zu hell sei, um ihre Drachen hoch über dem Strand auszumachen, aber er lässt sich davon nicht ablenken. Er sieht seinen Drachen gut. Und er sieht auch die Drachen seiner Gegner.

Thalita findet es unsportlich, andere Drachen zu schnell zu besiegen. Renato hat das nie verstanden. Darum geht es nun mal bei diesem Spiel. Sein Lächeln weitet sich mit jedem besiegten Gegner. Ein echtes, fröhliches Lächeln.

Moment. Warum spüre ich keinen Zug mehr an meiner Leine? Renato blickt nach oben und muss zusehen, wie sein Drachen nach unten taumelt.

Neben ihm jubelt Thalita, packt ihn an den Schultern und jauchzt.

Nein. Das darf nicht wahr sein. Wenn ich weder beliebt noch ein Sieger sein kann, was bleibt denn dann noch für mich übrig?

ERINNERUNG 1152[ | ]

IconHelp archivesLog Thalita nimmt die Flasche von der Freundin zu ihrer Rechten an. Was da auch drin ist, es schmeckt ihr. Nach einem großen Schluck reicht sie die Flasche an den Freund links weiter.

Sie sitzen zu zehnt um ein kleines Lagerfeuer am Strand, lachen und singen in der ruhigen Nacht. Der perfekte Abschluss für einen langen, anstrengenden, lustigen Tag in Inacios Laden.

Renato ist sofort nach Ladenschluss nach Hause gegangen. Er murmelte etwas von wegen Vorbereitungen, und sein Murmeln wurde zu einem Vortrag, dass Thalita sich ebenfalls vorbereiten sollte. Da hörte sie auf, zuzuhören.

Was für ein alberner Junge. Thalita lacht bei der Vorstellung. Renato hat nicht die geringste Ahnung.

Diese Momente mit Freunden – die meisten hatte sie am Strand kennengelernt – sind großartig. Sie sind ein sorgloses Vergessen, sie sind pure Freude und sie sind Vorbereitungen.

Thalita hat ihre Drachen gegen die meisten dieser Leute geflogen. Manche von ihnen hat sie selbst unterrichtet, andere waren bereits Stammkunden, als sie begonnen hatte, für ihren Onkel zu arbeiten. Alle sind sehr gute Drachenkämpfer. Und Thalita hat lange genug Zeit mit ihnen verbracht, um zu verstehen, dass sie ihre Drachen genau so fliegen, wie sie Witze erzählen, Lieder singen und Fragen stellen. Einige von ihnen gehen mit Siegen bescheidener um als andere und einige sind nach Niederlagen verbitterter.

Die Zeit mit ihren Freunden hilft ihr, eine bessere Drachenkämpferin zu werden, und zwar vor, während und nach dem Kampf. Und dabei kann sie die ganze Nacht aufbleiben und sich amüsieren.

Kannst du da mithalten, Renato?

ERINNERUNG 5990[ | ]

IconHelp archivesLog Es war sein schwierigster Kampf.

Renato strebte immer danach, einen Drachenkampf schnell zu beenden, und er wusste, dass Thalita das auch wusste. Sie tat, was er von ihr erwartete, sie hielt sich zu Beginn von ihm fern und ließ ihn erst all die anderen ausschalten. Das tat Renato gern. Es gibt einen Grund, warum ich diese anderen Kämpfer erledigen kann. Dieser Sport ist wie ein Rätsel. Ich habe mich vorbereitet. Ich habe das Rätsel analysiert.

Als nur noch Renato und Thalita im Wettbewerb sind, richtet er seine Konzentration auf sie. Er geht in die Offensive und jagt sie über den Himmel. Ihre Theatralik ärgert ihn immer. Es soll ja keine Show sein. Es ist ein Kampf.

Endlich übertrumpft Renato seine Schwester und erwischt ihre Schnur mit seinem Drachen. Beide zerren an ihren verhedderten Schnüren. Nicht zu sehr, ruft Renato sich in Erinnerung. Ein zu starker Ruck reicht aus, um die Schnur zu zerreißen und dem Gegner den Sieg zu verschaffen.

Das Publikum ist lauter denn je und wartet voller Spannung darauf, zu sehen, wer den Sieg davontragen wird. Aber Renato weiß jetzt schon, dass er es sein wird. Ein paar sanfte Züge an seiner Schnur und er durchsägt Thalitas Leine.

Sein Drachen schwebt als letzter in der Luft, während Thalitas langsam zu Boden sinkt.

Die Menge jubelt, aber Renato hört sie gar nicht. Der Sieg ist für ihn, nur für ihn. Und für eine weitere Person.

Er läuft zu seiner Schwester und hebt sie in einer festen Umarmung in die Höhe. Ja, sie sind sich nicht immer einig und ja, sie ärgert ihn oft, aber Thalita ist immer da gewesen und hat Renato dazu getrieben, in jeder erdenklichen Weise besser zu werden. Ob sie es weiß oder nicht.

Renato hat gewonnen, aber es ist ihr gemeinsamer Sieg.

ERINNERUNG 5834[ | ]

IconHelp archivesLog Sie sitzt an einem der Tische. Ihr Papa meint, sie sei zu jung, um an der Bar zu sitzen, obwohl die Bar um 11 Uhr morgens gar nicht geöffnet ist. Als würde sie hinter den Tresen hüpfen und sich selbst einen Cachaça einschenken oder so.

Papa kehrt von draußen zurück und hält den Fremden an der Schulter fest. Er sieht erwachsen aus, aber Thalita weiß, dass alle über 20 für sie wie Erwachsene aussehen. Mit ihren zehn Jahren ist ihre Welt noch in Kinder, große Kinder und Erwachsene eingeteilt.

Thalita war mit ihrem Vater unterwegs gewesen, als sie dem Fremden begegneten. Ihr Vater sollte sie fürs Mittagessen nach Hause bringen. Mama ist am Nachmittag zu Hause und Papa braucht den Nachmittag für seine Band. Aber dieser Plan hat sich geändert, als sie den Fremden dabei erwischten, wie er den Club in der Gasse mit Farbe besprühte.

Papa geht mit dem Fremden durch den Club. Er ruft nach Angelo, dem Clubbetreiber. Er scheint Thalita gar nicht zu bemerken, und auch nicht seine Band, die auf der Bühne wartet.

Er würde nicht wollen, dass ich ihm folge. Er hat mir zugerufen und gesagt, dass ich in den Club gehen soll, als der Fremde draußen zu fluchen begonnen hat.

Sie wechselt von Platz zu Platz, Tisch zu Tisch, näher zu Papa, Angelo und dem Fremden. Sie stehen gemeinsam im Gang vor Angelos Büro. Sie merken nicht, dass Thalita immer näher kommt. Papa zeigt Angelo ein Bild auf seinem Handy. Sie erinnert sich, dass Papa das Graffiti fotografiert hat.

Angelo betrachtet das Bild und sein sonst so finsterer Blick wird zu einem ... Lächeln? Sie hört nicht, was er sagt, aber die drei lachen. Als sie nahe genug ist, um zu lauschen, hat Angelo den Fremden schon mitgenommen.

Endlich sieht Papa Thalita. Was war das gerade, Papa?

Er blickt den Gang entlang. Ich glaube, ich habe diesem jungen Künstler gerade einen Job verschafft.

ERINNERUNG 992[ | ]

IconHelp archivesLog Renato betätigt den Schalter und die Lichter knacken und summen. Draußen ist es immer noch dunkel und durch das Fenster hört er, wie die Wellen gegen die Küste brausen.

Zwei Stunden. So lange hat Renato Zeit, bis Onkel Inacio kommt und den Drachenladen öffnet.

Der Boden unter Renatos Sandalen knirscht, während er seine Vorräte zusammensucht. Onkel Inacio hat schon vor Jahren den Versuch aufgegeben, den Sand aus dem Laden zu fegen. Er sagt, der Laden sei eins mit dem Strand. Thalita beschwert sich immer darüber, aber dagegen unternehmen will sie auch nichts.

Heute ist der Tag, an dem Renato etwas dagegen tut.

Und er wird nicht nur ein wenig Sand vom Boden fegen. Die Theke muss mal gründlich gereinigt werden, genau wie die Fenster. Renato freut sich darauf, die Abfalleimer durch die zu ersetzen, die er am Vorabend gekauft hat, die mit den Deckeln, die man mit einem Pedal öffnen kann.

Nachdem er das letzte Sandkorn aus der Ladentür gefegt hat, füllt er einen Eimer mit Seifenwasser. Seit drei Jahren arbeite ich in Inacios Laden. Ich bin jeden Tag zur Arbeit gekommen. Ich habe meine Arbeit gut genug gemacht, um Inacio und Thalita zufriedenzustellen. Aber ich hätte schon längst mehr tun sollen.

Er schrubbt die Fettflecken vom Boden und nimmt dabei die letzten hartnäckigen Sandkörner mit. Er erinnert sich daran, was Mauricio ihm in seinen letzten Tagen im Hospiz gesagt hatte. Alle kommen dorthin, wo sie hingehören, und zwar zum richtigen Zeitpunkt.

Mittlerweile liebt Renato die ehrenamtliche Arbeit im Altersheim. Während er sich um andere kümmert, lernt er viel darüber, sich um sich selbst zu kümmern. Und um die Leute, die ihm am nächsten stehen.

Er blinzelt und bemerkt, dass die Sonne durch die offenen Fenster scheint. Er hört die Menschen, die am Strand lachend ihre Handtücher ausbreiten und ihre Sonnenschirme aufspannen. Inacio steht an der Tür, sprachlos.

Seit Jahren hat der Laden nicht mehr so sauber ausgesehen. Warte nur, bis Thalita das sieht.

ERINNERUNG 7510[ | ]

IconHelp archivesLog "52E576BB439DD57CD1BD3897F1F09FA0": "\"Es hätte ein lustiger Mädelsabend werden sollen.

Thalita kommt mit einem Tablett voller Getränke zum Tisch zurück und bemerkt, dass Luisa, Dolores und Beatriz nicht da sind. Wo sind sie hin? Sie hört aufgeregtes Geplauder von einer Gruppe von Mädchen, die sich vor der Toilette versammelt haben. Sie stehen nicht an.

Zwischen dem aufgeregten Stimmengewirr sind immer wieder Schreie von der anderen Seite der Toilettentür zu hören.

Thalita kämpft sich durch die Mädchenmenge und in die Toilette. Sie erinnert sich daran, dass Dolores gedroht hatte, Antonia eine Ohrfeige zu verpassen, sollte sie sie noch mal hier sehen. Und sie wurde nur wütender, je mehr Thalita und die anderen versucht hatten, sie zu beruhigen.

Thalita steht verblüfft da, als sie Dolores und Antonia sieht, die auf dem weißen Fliesenboden wild um sich schlagen. Ich muss die Ohrfeige verpasst haben, von der Dolores gesprochen hat. Luisa und Beatriz stehen an der Wand und rufen ihnen zu, aufzuhören. Ein Mädchen schleicht sich aus einer Kabine und macht einen großen Bogen um den Kampf. Sie geht, ohne sich die Hände zu waschen.

Thalita hat Angst. Und sie ist aufgeregt. Mal sehen, ob ich mich noch an das erinnere, was Mama mir beigebracht hat.

Antonia kniet über Dolores, lässt ihre Arme hinunterschnellen und ignoriert dabei Dolores’ Schreie „Aufhören“, „Geh runter“, „Lass mich in Ruhe“. Thalita stürzt sich auf die beiden, legt ihre Arme um Antonia, rollt sie von Dolores und nagelt sie auf dem Boden fest.

Antonia versucht, Thalita wegzustoßen, aber Thalita nutzt ihr ganzes Gewicht, um sie festzuhalten. Sie umklammert Antonias Arme und Beine mit ihren eigenen. Versuch doch jetzt mal, mir eine zu verpassen, Antonia.

Aber das schafft sie nicht. Sie liegen eng umklammert auf dem Boden, fast wie erstarrt. Antonia kann Thalita nichts tun und Thalita kann Antonia nichts tun. Aber es geht auch nicht darum, den Kampf zu gewinnen, indem man jemanden verletzt. Es geht darum, den Kampf zu gewinnen, indem man ihn beendet. Mama wollte, dass ich mich behaupten kann, ohne verhaftet zu werden.

Thalita versucht zu sprechen, ohne ihren Vorteil aufzugeben. Sie schreit, um Antonias Flüche zu übertönen. Bringt sofort einen Türsteher her.

Beatriz läuft aus der Toilette. Dolores sieht zu und wirkt verblüfft. Beeindruckt. Ist das Jiu-Jitsu?

Thalita lächelt. Mama hat immer gesagt, das würde mir eines Tages nützen.

ERINNERUNG 4444[ | ]

IconHelp archivesLog Seine Mutter pflegte immer zu sagen: Niemand ist eine Insel. Renato wusste, was diese Redewendung bedeutete, und er wusste, dass sie nicht stimmte. Renato fühlte sich die längste Zeit seines Lebens wie eine Insel, unfähig oder nicht gewillt, Brücken zu bauen und sich mit anderen Inseln zu verbinden, die an ihm vorbeitrieben.

Renato atmete die saubere Luft ein. Hier waren keine Autos erlaubt. Wenn ich wirklich eine Insel wäre, dann wäre ich gern die Ilha de Paqueta.

Seine Familie hatte mit ihm als Teenager hier das Festa de São Roque besucht. Seiner Familie hatte es gefallen. Allen hatte es gefallen. Er hatte es gehasst. Zu viele Leute, zu laut. Und dann auch noch das Feuerwerk. Renato verstand einfach nicht, warum irgendjemand Feuerwerke mögen könnte.

Aber heute ist Renato kein Teenager mehr und es ist auch nicht Festa de São Roque. Die Insel ist ruhig und friedlich, die Sonne scheint und die Brise ist kühl. Seine Füße schmerzen nach der Wanderung über die Insel, aber das ist ihm egal. Auf Paqueta findet man Frieden, wie man ihn sonst nirgends findet.

Renato biegt in einen grünen Park ab und setzt sich auf eine Bank. Seine Finger zucken. Er hat seine Gitarre nicht dabei und auch keine Rätsel. Sein Handyakku ist schon lange leer. Er versucht, seine Hände zu entspannen und die Ruhe zu genießen.

Ein älteres Paar geht an ihm vorbei, auf die Bäume zu, und legt eine Decke aufs Gras. Renato beobachtet sie, wie sie gemeinsam essen und trinken, lachen und sich küssen. Er fragt sich, ob sie aus Rio kommen oder aus Brasilien. Er fragt sich, ob sie Kinder haben und einen Moment fern von der Familie genießen.

Sie sehen glücklich aus. Renato versucht, sich vorzustellen, er würde auf dieser Decke sitzen und ein Picknick veranstalten mit ... wem? Es fällt ihm schwer, sich vorzustellen, dass irgendjemand so ein Leben mit ihm führen wollen würde.

Ich bin gerne eine Insel. Glaube ich. Vor mir liegt ein langes Leben. Vielleicht ändere ich meine Meinung noch.

Der Wind wird wieder stärker und er schließt seine Augen, genießt ihn.

Adriana Imai: Erinnerungsfragmente[ | ]

ERINNERUNG 2516[ | ]

IconHelp archivesLog Zweiter Platz. Es ist zum Kotzen. Sie wird nie Zweite. Wären da nicht diese Idioten beim Verlag gewesen, die die Mangareihe ihres Vaters gestrichen hatten, hätte sie ihr Semester abschließen können ... aber sie erkennen ein Genie nicht mal, wenn es direkt vor ihnen steht. Also ist sie jetzt hier. Und sieht zu, wie ihre Noten abstürzen, während João zum Klassenbesten wird.

João. Beim Gedanken an seinen Namen überkommt sie der Drang, auszuspucken. Er ist nichts Besonderes. Er sollte der Zweite sein.

ERINNERUNG 2517[ | ]

IconHelp archivesLog Sie sitzt kraftlos zu Hause. Vielleicht kann sie ihm in die Parade fahren. Die Schule anrufen, ihm Ärger machen. Sie ruft an. Einen Plan hat sie nicht, aber sie ruft an.

Eine Sekretärin hebt ab. Hallo? Adriana zögert. Hallo?

Ich rufe wegen meines Sohnes an. João. Ich habe seine Noten nicht bekommen. Können Sie mir sagen, welche Adresse bei Ihnen hinterlegt ist?

Die Sekretärin gibt ihr alles, ohne nachzuhaken. So einfach. Sie legt auf. Starrt auf das Telefon. Warum hat sie das getan? Sie muss an Papas Comic denken. Das würde sie tun. Informationen sammeln. Und sie nutzen.

ERINNERUNG 534[ | ]

IconHelp archivesLog Sie stellt ihr Fahrrad an einem Feuerhydranten ab. Wirft einen Blick auf ihre Uhr. Es sollte jetzt jede Minute so weit sein.

Wie gerufen tritt João aus dem Gebäude, im dem er seine Fechtstunde hatte. Sie schreibt es auf. Sie weiß, wo er sein wird, besser noch als er selbst. In einer Stunde wird er zu Hause sein und Videospiele spielen. Um 22 Uhr wird er zu Bett gehen. Er wird aufwachen, zur Schule gehen, bei einem Freund bleiben und dann nach Hause radeln. Mathe-Nachhilfe bekommen.

So hat ihr gesamter letzter Monat ausgesehen. João zu verfolgen. Seinen Zeitplan in Erfahrung zu bringen. Alles über ihn in Erfahrung zu bringen. Sie weiß immer noch nicht, warum. Es fühlt sich gut an, diese Macht über jemanden zu haben. Die Macht zu wissen, dass sie seinen gesamten Alltag jederzeit zerstören kann. Sein gesamtes Leben. Sie schwingt sich auf ihr Fahrrad und verfolgt ihn auf seinem Heimweg.

Da gibt es eine Gasse, die er immer als Abkürzung nimmt. Kein besonders sicherer Ort, wenn man verfolgt wird. Aber natürlich weiß er auch nicht, dass er verfolgt wird. Sie war vorsichtig. Sein Fahrrad fährt über einen Nagel. Er wird über den Lenker abgeworfen und schürft sich Knie und Handflächen auf. Er flucht. Er sitzt da, starrt den platten Reifen an und tut nichts. Nutzlos. Und das ist der Junge, der in ihrer Klasse der Beste ist. Dieser nutzlose Idiot.



Sie stellt sich vor, ihn jetzt anzugreifen. Niemand würde sie sehen. Hier würde sie es tun. Wie in Papas Manga, denkt sie bei sich. Hier würde ich es tun.

ERINNERUNG 1601[ | ]

IconHelp archivesLog Sie sitzt über den schwarzen, kritzeligen Zeichnungen von Sonhadores Sombrios. Hier muss ein Hinweis verborgen sein. Etwas, was sie bisher übersehen hat. Etwas, was erklären würde, warum ihr Vater an diesem Tag gegangen war und nie zurückkehrte.

Es gab keine Antworten. Zumindest nicht auf diese Frage.

Dieser Comic, an dem ihr Vater jede Nacht beim schummrigen Licht einer alten Buchhalterlampe gearbeitet hat, zeigt ihr stattdessen einen Entwurf. Einen Entwurf, wie sie ihr Leben leben soll.

Sie hat Adi Valente, das erste Manga ihres Papas, geliebt. Aber es hat ihr nichts beigebracht. Nicht wie dieses. Die Schädelhändlerin hat ein System. Sie bringt alles über ihr Ziel in Erfahrung. Sie verfolgt seine digitalen und realen Schritte, bis sie ein vollständiges Profil über jede seiner Bewegungen hat. Sie kennt es besser, als es sich selbst kennt. Und dann wartet sie, bis es völlig in seinen Alltag vertieft ist, um diesen dann zu zerstören.

Sie wählt nur die elitärsten Gegner. Zuerst tat sie es, um die Schwachen zu beschützen, aber diese Ausrede war bald Geschichte. Schließlich ist ihr einziges Ziel, jene zu zerstören, die ihr im Weg stehen, die Beste zu werden. Sie reißt sie aus ihrer gewohnten Umgebung und vernichtet sie. Verängstigt, allein und weit von zu Hause entfernt.

Adriana sieht die Parallelen. Die reichen, bequemen Manager, mit denen sie täglich zu tun hat, arbeiten mit einer widerwärtigen Distanziertheit. Sie sind ihr Leben voller Annehmlichkeiten so gewohnt. Sind von ihrer eigenen Unsterblichkeit überzeugt. Es würde nicht leicht werden, ihre Panzerungen zu durchbrechen, aber lohnenswerte Unterfangen sind nur selten leicht.

ERINNERUNG 950[ | ]

IconHelp archivesLog Die Schädelhändlerin taucht ihre Klinge in das stinkende Wasser. Lässt Blut und Sekret von der glänzenden Karbonfaser gleiten. Entspannt sich. Wieder ein Job erledigt. Sie zieht ihre Waffe langsam aus dem Wasser, achtet darauf, dass nichts auf den Boden tropft, und hängt sie an die Wand. Wasser sollte man wirklich nicht verschwenden.

Sie durchquert ihren kleinen, spartanischen Raum, zieht ein Kabel aus der Wand und steckt es in ihren Nacken. Die reale Welt um sie herum verschwimmt und wird durch eine andere ersetzt. Eine schöne Welt. Eine saubere, perfekte Lüge. Einige Augenblicke lang blickt sie direkt in die Sonne und wird nur von einigen besonders aufdringlichen Pop-ups abgelenkt, die sich in ihre Hardware geschmuggelt haben.

Du bist die Händlerin, stimmt’s? Eine schüchterne Stimme ist hinter ihr zu hören. Sie dreht sich um. Ein Streifenhörnchen mit muskulösen Menschenarmen starrt sie an. Vielleicht. Wer will das wissen?

Jemand mit einem Auftrag. Dieser Kerl hat wahrscheinlich einen Haufen Credits für diesen Avatar ausgegeben, sieht aber aus wie eine totale Witzfigur. Doch sie lacht nicht.

Ich nehme keine Aufträge mehr an. Ich arbeite nur für mich selbst.

Tja, an dem hier hast du vielleicht Interesse. Er sagt, dass du müde bist. Dass du kurz vor dem Ruhestand stehst.

Wer denn?

Ich weiß nicht viel über ihn. Er ist ein Cyborg. Oder etwas Fortgeschritteneres. Hat wohl bald kein Fleisch mehr, an das er den Stahl anbringen kann. Könnte mittlerweile auch ein Roboter sein. Er nennt sich Terry Chrome.

Wir werden ja sehen, wer hier müde ist, sagt sie, und reißt sich aus der anderen Welt. Ein Blick auf ihr Bett lässt sie seufzen. Ich werde heute Nacht wohl nicht viel Schlaf bekommen. Die Jagd ruft. Durch ihr Fenster blickt sie über die zerstörte Einöde von Neo De Janeiro, während sie ihren Arm wieder in die Klinge steckt.

ERINNERUNG 8433[ | ]

IconHelp archivesLog Manche Leute verstehen es einfach nicht. Ein Geschäft muss nicht erfolgreich sein, um Profit abzuwerfen. Natürlich hilft Erfolg, vor allem am Anfang. Aber sie gibt sich nicht mit Firmen ab, die gerade erst am Anfang stehen. Man muss sich nur etwas mit einem vernünftigen Bruttoumsatz und aufgeblasenen Ausgaben schnappen. Das Budget kürzen. Alle loswerden, die nicht unbedingt notwendig sind. Etwas Gewinn herauspressen und mit Aufschlag an den ersten Idioten verkaufen, der nicht genau genug hinsieht.

Aber einen Vorstand einsetzen, der das genauso sieht? Das ist weniger einfach. Diese Feiglinge, die ihr von den Aktionären aufgezwungen wurden, sind zu feige oder faul oder – und die hasst sie am meisten – zu ethisch, um diesen Killerinstinkt auszubilden. Die Selbstgerechten sind die schlimmsten. Als ob es ethisch wäre, nicht alles zu tun, um den Kurs in die Höhe zu treiben. Solange man schwarze Zahlen schreibt, tut man das Richtige.

Sie sehnte sich danach, sie auszuschalten, wie so viele ihrer Rivalen zuvor. Sie will sie in den Wald locken und wie Hunde jagen. Aber das wäre keine Herausforderung. Es sind dumme, hilflose Weicheier. Eine zu leichte Übung. Sie ist wie die Schädelhändlerin. Sie jagt nur Spitzenräuber.

Sie würde es also auf die altmodische Weise tun müssen. Mithilfe von erbarmungslosen bürokratischen Manövern.

ERINNERUNG 2372[ | ]

IconHelp archivesLog Endlich. Ein Ziel, das es wert ist, verfolgt zu werden.

Es ist schon lange her, seit es ein gutes gab. Und das hier ist ein wirklich, wirklich gutes. Ein ehemaliger Soldat, der nun in der Privatwirtschaft arbeitet. Hat sich vom Schlachtfeld auf einen ruhigen Bauernhof im Nordwesten zurückgezogen. Manche sagen, er hätte nur mit einem Kampfmesser bewaffnet monatelang allein im Wald überlebt.

Und ihm gehört die eine Parzelle Land, die zwischen Adriana und der Fabrik steht, die sie bauen will.

Wochenlange Gespräche haben zu nichts geführt. Er will nicht verkaufen. Auch höhere Summen stimmen ihn nicht um. Der Vorstand redet schon davon, das Land um seines zu verkaufen und die Fabrik woanders zu bauen. Vielleicht wäre das die richtige Entscheidung. Aber das ist ihr egal. Sie wird nicht verlieren.

Sie wird nicht Zweite.

Also will sie sich selbst mit ihm treffen. Von Angesicht zu Angesicht. Sie erwähnt das Angebot, er lehnt es erneut höflich ab. Wie schade. Denn er ist im Ruhestand und das Letzte, was er will, ist noch mal in den Krieg zu ziehen. Sie hofft, er hat sein Testament gemacht.

Als sie geht, steigt ihr die Hitze ins Gesicht. Sie hat es übertrieben. Ein Typ wie er wird jetzt superwachsam sein. Es wird nicht einfach werden, ihn zu entfernen. Und ganz bestimmt wird es nicht einfach werden, ihn zu jagen. Aber als sie an die Jagd denkt, verwandelt sich ihre Nervosität in Vorfreude. Sie wird einen Weg finden. Sie muss nur alles über ihn in Erfahrung bringen.

ERINNERUNG 2373[ | ]

IconHelp archivesLog Adriana blickt auf ihre neue Anzeige, die sie am Arm trägt. Ihre Drohne schwebt 50 Etagen über der Stadt auf der Höhe eines nicht fertiggestellten Penthouse in einem neuen Luxusgebäude, in das ihr Unternehmen investiert hat. Durch ihre Kamera sieht sie den Soldaten, der aus einem durch Medikamente herbeigeführten Schlaf erwacht. Sie sieht zu, wie er sich schüttelt, um zu sich zu kommen, und sofort in Alarmbereitschaft und fokussiert ist. Er eilt zum Rand des Gebäudes und stürzt fast hinab.

So nicht, alter Mann. Mach es mir nicht zu einfach.

Sie beobachtet ihn, während er seine Orientierung wiederfindet. Er geht im Gebäude auf und ab und bekommt so ein Gefühl für den Grundriss. Er findet das Kampfmesser, das sie ihm gütigerweise dagelassen hat, damit er sich verteidigen kann. Und nimmt die ersten Stufen hin zur Freiheit.

Sie kennt den Grundriss dieses Gebäudes wie ihre Westentasche. Sie bringt ihre Drohnen in Position. Natürlich hat ein Soldat wie er das Zeug dazu, ihnen auszuweichen. Aber ihn in Bewegung zu erwischen, ist auch nicht ihr Ziel: Sie sollen seine Optionen einschränken, um ihn genau dorthin zu treiben, wo sie ihn haben will. Das wird er auch wissen. Das macht das Spiel ja so unterhaltsam. Zwei geniale Köpfe, die beide sechs Schritte vorausplanen. Auch wenn er es nie zugeben würde, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch er für dieses Spiel lebt.

Sie schnürt ihre Klingen am Arm fest: eine glitzernde silberne Schneide, die vom Manga ihres Vaters inspiriert ist. Noch etwas, mit dem sie sich ihm näher fühlt. Sie erinnert sich daran, dass er ihr jeden Abend aus Adi Valente vorgelesen hat. Wie fokussiert er auf sein Handwerk war. Das war es, was sie an ihm am meisten bewunderte. Sie schuldete es ihm, dass seine Vision intakt blieb.

Mehr als intakt. Am Leben. Wenn niemand die Geschichte der Schädelhändlerin kaufen wollte, musste sie eben zur Schädelhändlerin werden. Die Leute würden seine Geschichte hören, auf die eine oder andere Weise.

Logs, Geschichten und Notizen: Das Haus Arkham[ | ]

SAGA DES ROTEN KRANICHS. Durch den Garten des Verderbens. 1.[ | ]

IconHelp archivesLog Im Galopp ritt Saku durch Pfützen aus Mondlicht und Schatten. Als sie eine seltsame Stadt, die mit großen Ranken und riesigen, glühenden Blumen überwuchert war, erreichten, wies sie Maurice an, langsamer zu werden. Vorsichtig suchte sich Maurice einen Weg durch die engen Gassen und blieb erst stehen, als Saku an seiner Mähne zog. Mit harter Miene suchte sie die Gebäude nach Hinweisen auf einen Hinterhalt ab, konnte aber keine entdecken. Sie wollte Maurice schon weitertreiben, als sie eine seltsame Mischung aus Geflüster und Geräuschen vernahm, die aus dem Nebel drang. Geräusche, die sie nicht genau identifizieren konnte, die sie aber an ihre Kindheit erinnerten.

In was für ein seltsames Reich waren sie diesmal geraten?

Was waren das für riesige Ranken?

Was waren das für seltsame Geräusche?

Sie wusste es nicht. Sie konnte es nicht wissen. Diesem Albtraum war nicht mit Worten, Vernunft oder Begreifen beizukommen, und sie hatte schon vor langer Zeit den Versuch aufgegeben, etwas zu verstehen, was man nicht verstehen konnte.

Maurice wieherte und sie wusste, was er meinte. „Mir gefällt es hier nicht“, sagte er. „Lass uns von hier verschwinden.“ Auch das versuchte sie nicht zu verstehen. Stattdessen war sie einfach dankbar, einen Freund zu haben, mit dem sie sich austauschen konnte, selbst wenn er ein Pferd war.

Saku nickte und deutete auf eine Gebirgskette, die auf der anderen Seite der Stadt aufragte. „In den Hügeln werden wir Zuflucht finden. Lass uns ...“

Eine überraschende Explosion unterbrach sie. Knollenförmige Blumen platzten plötzlich und wurden zu Wolken schimmernden Nebels, als eine gewaltige Ranke sie so heftig traf, dass ihre Zähne wackelten! Dann kam aus den Schatten eine weitere überwältigende, donnernde Ranke, die sie von Maurice’ Rücken fegte!

Instinktiv kam sie auf die Beine, während unzählige Ranken sie aus allen Richtungen angriffen. Mit einem schrillen Klirren zog sie ihr Katana, wirbelte herum, stieß zu und hackte darauf los. Und gerade als sie die letzte Ranke zerschnitten hatte, hörte sie ein verzweifeltes Wiehern.

Saku wandte sich um und sah Ranken, die Maurice in eine dunkle Gasse zerrten. Seine Hufe suchten verzweifelt nach Halt und er schüttelte seinen Kopf hin und her, um sich zu befreien.

Hastig eilte Saku hinter Maurice her, hielt jedoch inne, als sie ein weiteres seltsames Geräusch hörte. Hinter ihr konnte sie marschierende Füße und das Klirren von Metall ausmachen.

Saku wandte sich langsam um und sah sich einer Wand aus Nebel gegenüber, die sich ihr wie ein Lebewesen näherte. Und aus dieser wirbelnden Nebelwand drangen plötzlich untote Krieger, die Rüstungen trugen, welche ihr vage bekannt vorkamen. Sie wollte diese Armee nicht zu Maurice führen, also stürmte sie auf den Berg los, der sich im Mondlicht abzeichnete.

SAGA DES ROTEN KRANICHS. Durch den Garten des Verderbens. 2.[ | ]

IconHelp archivesLog Saku lief den zerklüfteten Bergpfad hinauf und hielt Ausschau nach einer Höhle oder einer Nische, in der sie sich vor der Armee der Untoten verstecken konnte. Sie war sich jetzt sicher, dass sie irgendwie von der Gesellschaft der schwarzen Schlange in die Falle gelockt worden war. Diese konnte den Nebel verändern und ihre Erinnerungen gegen sie verwenden. Zu Hause hatte sie einen Großteil dieser Mitglieder gejagt und hingerichtet. Dann war sie den übrigen Feiglingen in diesen lebendigen Albtraum gefolgt, der sie alle gefangen hielt.

Mit rasselndem Atem blieb Saku vor einer bodenlosen Kluft stehen.

Das Ende des Pfads.

Es gab keinen Ausweg.

Keine Versteckmöglichkeit.

Sie fasste sich und starrte lange und konzentriert in die endlose Dunkelheit unter ihr. Es waren zu viele Soldaten, um gegen sie zu kämpfen. Wahrscheinlich würde sie hier sterben.

Zumindest hatte sie Maurice eine echte Chance verschafft, da sie die Armee von ihm weggelockt hatte. Sie hoffte, dass er einen Weg aus seiner Misere gefunden hatte und die schwarzen Schlangen in ihrer Abwesenheit weiterhin jagen würde. Dann nahm Saku einen tiefen Atemzug, schloss ihre Augen und spielte den bevorstehenden Kampf vor ihrem inneren Auge ab, während sie sich auf das Unvermeidliche vorbereitete.

DAS ABSOLUT ENTSETZLICHE WAHNSINNIGE PUPPENTHEATER. Mit einem Gastauftritt von Ashy Slashy. 1.[ | ]

IconHelp archivesLog Mahan führte seine junge Nichte Haley, ihren Stiefbruder Jaden und ihren Freund Brach durch den dichter werdenden Nebel. Vorsichtig spürte er die verlorenen Mitglieder der bunt zusammengewürfelten Truppe aus dem Multiversum auf, die sich nach einer tödlichen Begegnung mit einer riesigen Holzpuppe getrennt hatte. Die Puppe hatte sie mit finsterem Lachen über einen Schrottplatz gejagt. Wie einen nervigen Werbesong konnte er diesen Klang einfach nicht mehr vergessen. Er wusste nicht, ob der Rest der Truppe tot oder lebendig war, aber irgendwie spürte er, dass sie sich hier in der endlosen Finsternis versteckten.

Wieder erklang das Lachen und wirbelte und kratzte in seinem Kopf herum. Er zitterte und fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Er glaubte nicht, dass die Dinge in dieser Welt aus dunkler Fantasie und lebenden Albträumen noch seltsamer werden könnten, und wenn er für den Rest seines Lebens keine Puppe – keine böse Puppe – mehr sehen musste, würde er als zufriedener Mann sterben.

Aber gerade als ihm dieser Gedanke kam, materialisierte sich ein seltsamer lila-gelber Stand vor ihm im Nebel, als hätte der Albtraum seine Gedanken gelesen.

Mahan verfluchte sich für den Gedanken an unheimliche Puppen, als er eine zur Vorsicht gebietende Hand hob und das Schild las, auf dem in großen, weißen Lettern stand:

Das absolut entsetzliche wahnsinnige Puppentheater!

Puppen.

Verdammte Puppen!

Er versuchte, seine Gedanken zu unterdrücken, und gab mit seiner Hand das Zeichen, den Stand zu umrunden, als ein plötzliches wahnsinniges Lachen ihn aufschrecken ließ. Tosender Applaus, der aus dem Nebel zu kommen schien, brandete auf, und ein Scheinwerfer fiel auf eine schattenhafte Figur, die hinter dem Vorhang hervortrat.

„Moment mal, Fleischmarionetten! Die Show hat gerade erst begonnen!“

DAS ABSOLUT ENTSETZLICHE WAHNSINNIGE PUPPENTHEATER. Mit einem Gastauftritt von Ashy Slashy. 2.[ | ]

IconHelp archivesLog Mahan wandte sich um und sah eine kleine Puppe mit einem Schopf krauser, schwarzer Haare, schwarzen, boshaften Knopfaugen und einer Kettensäge als Arm. Die Puppe stellte sich als „Ashy Slashy, die beste Puppe aller Zeiten“ vor.

„Hat irgendjemand meinen Namensvetter gesehen?“, wollte Ashy Slashy wissen. „Er sieht aus wie ich, nur viel, viel dümmer. Er muss etwas für mich zerstören. Keine große Sache.“

Niemand antwortete. Es herrschte eine merkwürdige, angespannte Stille. Da stieß Ashy ein wahnsinniges Lachen aus, hielt plötzlich inne, fing wieder an zu lachen und hörte wieder auf.

Brach und Jaden sahen einander an und kicherten, während Ashy seine schwarzen Glubschaugen auf Haley richtete.

„Bereit zu spielen, Püppchen?“

Haley verzog ihr Gesicht. „Was meint er damit? Und nenn mich nicht Püppchen.“

„Okay, Schätzchen! Ich will dir zeigen, was ich meine!“

Plötzlich bebte die Erde und Nebel wirbelte und verdichtete sich, bis er die gesamte Gruppe umgab. Jubel und Applaus wurden immer lauter und verstummten dann plötzlich. Sie blieben in völliger Dunkelheit und Stille zurück. Als sich der Nebel wieder lichtete, fanden sie sich in einer verlassenen Anstalt wieder, die aus Karton, Bastelpapier und Klebeband bestand.

Mahan sah Haley, Jaden und Brach mit großen Augen an. Er konnte nicht fassen, was da vor sich ging.

Was er da sah!

Sie waren geschrumpft und zu ...

Puppen geworden!

Dann blickte er auf seine eigene Puppenhand und seufzte tief. Er akzeptierte einfach, dass er jetzt eine Puppe war, und versuchte nicht mal zu verstehen, was er nicht verstehen konnte. Bevor er etwas sagen konnte, erfüllte das Surren einer Kettensäge die Anstalt, gefolgt von einem Kichern und einem verstörenden Schrei.

„Bereit oder nicht! Ich komme! Und mit dir fang ich an, Schnuckelchen! Ihr wisst genau, von wem ich spreche ...“

DAS ABSOLUT ENTSETZLICHE WAHNSINNIGE PUPPENTHEATER. Mit einem Gastauftritt von Ashy Slashy. 3.[ | ]

IconHelp archivesLog Die Puppe Mahan stürzte den Kartongang entlang und erreichte schließlich die Tür zur Garage der Anstalt. Er blieb stehen und las das Schild über der Tür: Fluchtweg!

Er wandte sich Puppe Jaden zu, der ihm die AA-Batterien übergab, die sie in der Anstalt gefunden hatten, und er bat Puppe Haley, sich bereitzumachen, die Tür hochzuschieben. Da erst bemerkte er, dass sie Brach verloren hatten.

„Wo um Himmels Willen ist Brach?“

Gerade als er die Frage ausgesprochen hatte, taumelte Puppe Brach um die Ecke und schrie um Hilfe. Er kam nicht weit, bevor sich eine Kettensäge durch seinen Körper schnitt und Wolken von weißer Füllwatte und rotem Konfetti in die Luft stoben.

Zitternd versuchte Puppe Mahan, die Batterien in das elektrische Bedienpult einzulegen. Und sobald er die letzte Batterie platziert hatte, betätigte Puppe Jaden den Knopf, um die Tür zu öffnen, und Puppe Haley schob die Tür mit einem donnernden, krachenden Geräusch hoch.

„Wo willst du hin, Schätzchen? Ich habe da eine Kleinigkeit für dich!“

Haley wandte sich Ashy zu. „Von Kleinigkeiten halte ich nicht so viel!“

„Ganz schön frech!“

Und mit einem teuflischen Schrei stürmte Ashy Slashy auf sie zu, als die letzten drei überlebenden Puppen nach draußen eilten und verzweifelt durch eine Wand aus Nebel stürzten. Applaus erfüllte die Anstalt und verstummte plötzlich, als Ashy sich der Ausgangstür näherte. Er schüttelte seinen Kopf und seufzte frustriert. Dann lachte er dröhnend.

„Und dabei haben wir gerade erst begonnen ... Sie wollen mich wohl reizen!“

Unter Mühen stand Mahan auf und half Jaden und Haley auf die Beine. Zu seiner Erleichterung waren sie wieder Menschen. Er seufzte und war dankbar, dass die meisten von ihnen dieses schreckliche Puppenreich überlebt hatten.

Und während er sich bereitmachte, die Suche nach den verlorenen Truppenmitgliedern wieder aufzunehmen, versuchte er, nicht an riesige Holzpuppen oder sonstige Arten von Puppen zu denken. Er wollte den lebenden Albtraum auf keine Ideen bringen.

ERINNERUNG 4011[ | ]

IconHelp archivesLog Alles in allem ist das Pineapple eines der besseren Internetcafés, in denen Min bisher war.

Selbst durch die Kopfhörer hört sie den Jungen am nächsten PC schnarchen. Ist es Nacht? Hier hinten gibt es keine Fenster. Min nimmt noch einen Schluck von ihrem Energydrink.

Ihr Handy vibriert neben der Tastatur. Sie ignoriert es und platziert die Flagge in ihrer Basis. Ein Banner füllt den ganzen Bildschirm aus: Sieg.

Früher hat sich ein Sieg gut angefühlt. Jetzt erwartet sie nichts anderes von sich selbst. Eine Niederlage tut immer noch genauso weh. Warum hat sie das Gefühl, dass sie ständig verliert?

Sie wird zur Lobby zurückgebracht und wartet auf das nächste Match. Ihr Handy vibriert erneut. Sie weiß, was sie am anderen Ende erwartet. Ihr Vater, der wieder herumbrüllt. Der ihr sagt, dass sie ihre Zeit, ihren Verstand, ihr Leben verschwendet. Ihre Mutter wird wohl in der Nähe weinen, nur damit Min sie auch sicher hören kann.

Das Handy vibriert nicht mehr. Ich muss trotzdem irgendwann nach Hause. Dann wird das Geschrei noch lauter sein. Vielleicht erwartet mich sogar etwas Schlimmeres als Geschrei. So kann es nicht weitergehen.

Ich verschwende mein Leben nicht. Min sieht zu, wie sich der Bildschirm in ein Ladefenster verwandelt. Das ist mein Leben. So viele Leute sind schon berühmt geworden, weil sie solche MOBAs spielen. Und ich bin genauso gut wie sie. Der einzige Unterschied ist, dass sie in Stadions spielen und ich hier im Pineapple festsitze.

Das Spiel beginnt. Jemand tippt auf ihre Schulter. Sie ignoriert es. Geh weg. Mir ist heute nicht nach Gesellschaft.

Ein weiteres Tippen. Min wirbelt auf ihrem Stuhl herum.

Das Mädchen ist ungefähr in ihrem Alter. Cooler Kapuzenpulli. Neue, saubere Sneaker. Sie sieht Min direkt in die Augen.

Dein Benutzername ist „shininglion“, stimmt’s? Wir sollten reden.

ERINNERUNG 196[ | ]

IconHelp archivesLog Sein Papa nimmt ihm den Zimmermannshammer ab. Ich zeige es dir. Er dreht ihn um, sodass das spitze Ende auf ihn zeigt. Er schiebt die Klaue unter den Nagel und bewegt den Hammer sanft vor und zurück. Ohne Probleme lockert er den Nagel. Man braucht die Hebelwirkung, mein Sohn.

Caleb versucht es selbst. Der Nagel gleitet sofort heraus. Er wendet sich seinem Papa zu und grinst, dieser nickt ihm zu.

Wofür ist das überhaupt gut?

Um Tiere im Garten zu fangen.

Calebs Vater zuckt zusammen.

Die ganzen Nägel erscheinen mir ein wenig grausam.

Na ja, ich will ja nicht, dass sie entkommen.

Denk einfach nur daran: Wenn du etwas herstellst, ist einfach immer am besten. Stell dir vor, dass du Teile wieder wegnimmst. Wenn es dann immer noch genauso gut funktioniert, war das Teil gar nicht nötig.

Aber ... Wo bleibt da der Spaß?

ARCUS 1278[ | ]

IconHelp archivesLog An meiner Tür habe ich eine weitere seltsame Nachricht zur „Süßen Dunkelheit“ gefunden. Sie war nicht mit Z oder Zzl oder Trk-C unterzeichnet. Dieses Mal stand da Lady Trks. Ich weiß nicht, was ich von dieser seltsamen Aufregung und diesem offensichtlichen Versuch, mich vom Turm fortzulocken, halten soll. Ich füge die Nachricht meiner „Verrückter Entwickler“-Sammlung hinzu, da ich mir ziemlich sicher bin, dass es sich hierbei um ein und dieselbe Person handelt.

Kernerinnerung: Fragmentierte Erinnerung[ | ]

Lupe Hauptartikel: Erinnerungssplitter

Mit Foliant 15 wurde die ursprüngliche Kernerinnerung-Herausforderung eingeführt: Fragmentierte Erinnerung

Spieler, die sich dieser Herausforderung stellen, müssen eine bestimmte Anzahl von Erinnerungssplittern, die in der Prüfung erscheinen, sammeln und dann synchronisieren, um eine Kernerinnerung wiederherzustellen.

Das Sammeln von genügend Erinnerungssplitter öffnet ein Archivportal.
Erinnerungssplitter können entweder durch Verlassen der Prüfung oder durch Interaktion mit dem Archivportal synchronisiert werden.
Letzteres belohnt den Spieler mit einem temporären Statuseffekt Eile.

Visuelle Erinnerungen[ | ]

Thalita & Renato Lyra: Erinnerungsfragmente[ | ]

RENATO UND THALITA 1056 RENATO UND THALITA 621
TOME15 THESIBLINGS VISUALREWARD 01 TOME15 THESIBLINGS VISUALREWARD 02

Adriana Imai: Erinnerungsfragmente[ | ]

SONHADORES SOMBRIOS 1330 SONHADORES SOMBRIOS 1351
TOME15 SKULLMERCHANT VISUALREWARD 01 TOME15 SKULLMERCHANT VISUALREWARD 02

Logs, Geschichten und Notizen: Das Haus Arkham[ | ]

DER ROTE KRANICH 715 DER ROTE KRANICH 713
TOME15 OBSERVER VISUALREWARD 01 TOME15 OBSERVER VISUALREWARD 02

Kurzfilme[ | ]

Thalita & Renato Lyra: Erinnerungsfragmente Adriana Imai: Erinnerungsfragmente Logs, Geschichten und Notizen: Das Haus Arkham

Belohnungen[ | ]

Durch das Abschließen der entsprechenden Aufgaben der vier Stufen im Foliant erhält der Spieler folgende Glücksbringer:

Bild Name Beschreibung Stufe
TI 029 Roboterfigur Zuerst war es nur eine einfache Figur. STUFE I
TI 030 Roboter in der Konzeptionsphase Die Einfachheit ist einem bewaffneten Körper aus robustem Metall gewichen. STUFE II
TI 031 Roboter in der Testphase An die robuste Metallrüstung wurden Flügel angebracht, damit er in den Himmel aufsteigen konnte. STUFE III
TI 032 Roboter Finalphase Mit Waffen in beiden Händen und ausgebreiteten Flügeln hat er sein volles Potenzial schlussendlich erreicht. STUFE IV

Trivia[ | ]

  • SONHADORES SOMBRIOS ist der Name des Mangas von Adrianas Vater, der sie dazu inspirierte, die Schädelhändlerin zu werden.
    • Der portugiesische Name bedeutet übersetzt Schattenträumer.
  • Maurice, das Pferd aus Vater Campbells Kapelle, erscheint in „SAGA DES ROTEN KRANICHS. Durch den Garten des Verderbens. 1.“ und wird von Saku geritten.
    • Da Maurice nach der Veröffentlichung der Dredsche monatelang von der oben genannten Karte verschwunden war, aber eigentlich zu Clown gehört, kann man annehmen, dass ihm das passiert sein könnte.

Trailer[ | ]

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